Inklusiv statt exklusiv
Von neuen Nachbarn und der Band Bitte Lächeln!
Kurt Juster (1908–1992), Jude, Inhaftierter im KZ Sachsenhausen und Vater einer spastisch gelähmten Tochter, gründete 1956 den Verein zur Förderung und Betreuung spastisch gelähmter Kinder e. V. Hamburg. Es ist die erste Anlaufstelle für Eltern mit behinderten Kindern in Hamburg. 1996 wurde diese in „Leben mit Behinderung Hamburg“ umbenannt und ist ein Zusammenschluss von über 1.500 Familien mit behinderten Angehörigen.
900 Mitarbeiter zählt Leben mit Behinderung Hamburg. Der Verein bietet eigene Wohnungen für Behinderte, Wohngemeinschaften, Pflegedienste und viele verschiedene Projekte, unter anderem im kulturellen Bereich.
Die Wohngruppen leben in Hausgemeinschaften im Schanzenviertel und am Stadtpark; im September kommen weitere Wohngruppen hinzu: Das Haus in der Shanghaiallee in der HafenCity, das von der Baufirma Otto Wulff gemeinsam mit der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille gebaut wird, wird zwei Etagen für Menschen mit Behinderung sowie für Studenten bieten. Es wird 19 Einzelapartments für Menschen mit Behinderung und zehn für Studenten geben. Für jeweils vier Bewohner gibt es einen Gemeinschaftsbereich mit einer eigenen Küche. Auch eine Fünfer-WG für Behinderte ist geplant.
Die HafenCity als Standort ist intelligent ausgewählt: Das Vorurteil, dass hier alles exklusiv wäre, soll widerlegt werden. Ein Stadtteil, in dem Bewegung ist, in dem sich viele Netzwerke gebildet haben, die aktiv den Stadtteil mitgestalten und die die Strukturen eines kleinen Dorfes haben, ist ideal für neue Nachbarn, die sich gern einbringen möchten – und die nicht danebenstehen wollen. „Inklusiv statt exklusiv“ lautet auch das Motto einer Werbekampagne, mit der sich Leben mit Behinderung in der HafenCity vorstellen wird: Neben Info-Flyern sind verschiedene Kulturveranstaltungen geplant.
Den Auftakt macht die Band Bitte Lächeln!. Die Band besteht aus acht Musikern – mit und ohne Behinderung – und bietet eine Mischung aus Pop, Rock, Soul, Jazz und Ska. Deutschsprachige Texte – mal nachdenklich, mal witzig – treffen auf Keyboard, Schlagzeug, Saxofon, Bass und Gitarre.
Bitte Lächeln! hat bereits Musikpreise gewonnen, unter anderem belegten sie Platz zwei bei Guildo Horns „Guildo sucht die Superband“. Zu Guildo Horn haben die Musiker noch immer einen guten Kontakt. Auch die „Aktion Mensch“ unterstützt Bitte Lächeln!. So spielte die Band bereits auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Am 24. April wird Bitte Lächeln! um 20 Uhr im Club 20457 in der Osakaallee 8 auftreten (Eintritt: 10 Euro).
Weitere kulturelle Events wie zum Beispiel Ausstellungen und Lesungen sind geplant.
Wir freuen uns schon jetzt auf unsere neuen aktiven Nachbarn und werden weiter berichten.