Internationaler Besuch bei der HafenCity Zeitung
Ramallah meets HafenCity
Palästinensische Lokaljournalisten, die der Einladung der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefolgt sind, trafen sich mit Redakteuren der HafenCity Zeitung. In einem Meeting in den Räumlichkeiten von Elbe & Flut tauschten sich die Anwesenden über ihre journalistische Arbeit in Ramallah und der HafenCity aus.
Eine Woche lang hatte die palästinensische Delegation die Möglichkeit, Medienhäuser in Hamburg und Bremen zu besuchen und sich über die Arbeit von Lokaljournalisten in Deutschland zu informieren. Neben der Pressestelle des Hamburger Bürgermeisters, des Hamburger Abendblattes, dem Weserkurier und Radio Bremen besuchten die Journalisten auch die HafenCity Zeitung.
Wie ist die HafenCity Zeitung entstanden? Wie wichtig ist die Online-Präsenz? Was ist die Vision? Gibt es inhaltliche Einschränkungen in der Berichterstattung – ist kritischer Journalismus erwünscht? In einem intensiven 90-minütigen Gespräch, das auf englisch-arabisch geführt wurde, stellten die Gäste aus Palästina den Redakteuren der HafenCity Zeitung viele interessante Fragen.
Was für die Gäste neu und überraschend war, ist die Tatsache, dass eine Zeitung ausschließlich von ehrenamtlichen Redakteuren gemacht wird, die zudem noch alle in dem Stadtteil leben, in dem die Zeitung entsteht – und somit direkt das Wachsen, den Wandel und die Herausforderungen der HafenCity verfolgen können. Leserfeedback gibt es hier auch selten per Post, dafür aber direkt auf der Straße. Verwunderung gab es auch darüber, dass es in Deutschland keine Zensur gibt und praktisch keine Auflagen bei der Gründung einer Zeitung erfüllt werden müssen.
Die palästinensische Delegation setzte sich aus freien Pressejournalisten, Fotografen, Radio- und TV-Redakteuren, Mitarbeitern der GIZ und Media & Public Relations Officern des Ministry of Local Government zusammen. Bei einem Wettbewerb reichten die Journalisten ihre Beiträge ein – und gewannen den Aufenthalt in Deutschland.
Mohammad Al-Awwawda recherchierte über die Subvention von Garagen – und wunderte sich, warum trotzdem die Autos alle auf den Straßen vor den Häusern parkten, was zu Verkehrschaos führt – ein auch in der HafenCity nicht unbekanntes Thema. Die Fotografin Raghda Adawy stellte ihre Fotos über die Mauer bei Bethlehem in einer Ausstellung vor. Die Gewinner der Reise sind jung – und engagiert. Eine kritische Berichterstattung sei möglich, aber es gebe auch Tabu-Themen, wie zum Beispiel die Religion. Die Leser und Hörer geben Feedback: sie beziehen Stellung und schlagen auch Themen vor, über die sie sich eine Berichterstattung wünschen. Positiv für die Pressefreiheit wird Präsident Abbas bewertet. Schwer hingegen sei es, jeden Tag mit neuen Situationen klarzukommen, die der Siedlungsbau mit sich bringt, was weniger Platz für die Palästinenser bedeutet. An einen Frieden mit Israel glaubt keiner der Delegation.
Wie auch in Deutschland hängt das Überleben der Zeitungen von der Wirtschaft und dem damit verbundenen Anzeigenmarkt ab. Wer Aufträge von Agenturen annimmt, hat sich ebenfalls an entsprechende Vorgaben des Auftraggebers zu halten.
Eine Entstehung einer Zeitung wie die HafenCity Zeitung in Palästina sei aber aufgrund der vielen Voraussetzungen und Auflagen, die eingehalten werden müssen, nicht denkbar.
AF
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Fotos: hat Thomas Hampel gemacht