Kaffeehändler reden über das Wetter
Darboven nicht…
Während nur ein paar Meter weiter in der Kaffeerösterei die lange Kriminacht startete, konnte man sich in der Katharinenkriche mit dem derzeitigen Wirtschaftskrimi auseinandersetzen. Arthur Ernesto Darboven brachte sein Publikum schnell mit markigen Sprüchen zu seiner und jedermanns sozialen Verantwortung auf seine Seite. „Hätte man rechtzeitig gewusst, wie man die sozialen Brandherde der Welt bekämpfen könne, wären Afghanistan und der Irak, El Salvador und Nicaragua niemals möglich gewesen“. Wohl wahr, aber auch das Wissen um soziale Ungerechtigkeiten hat noch nicht dazu geführt, das die genannte Unruheherde ernsthaft befriedet wären. Darboven nahm für sich auch nicht in Anspruch, die gesamte Welt gerecht zu machen, sondern versuchte den Zuhörern seinen ganz eigenen Baustein dafür näher zu bringen. Fairtrade Kaffee in Form von Darboven Café Intención. Was jetzt nach einer Werbeveranstaltung für Kaffee klingt, war aber tatsächlich ein sehr interessanter Streifzug durch die Welt des Kaffees und das Leben von Arthur Ernesto Darboven. Grundidee von Fairtrade ist „Ich beschäftige dich mit etwas Legalem, damit du nichts Illegales machst.“ erklärt Darboven und gesteht, „das der Fairtrade-Kaffee am Anfang wirklich grausam geschmeckt habe, aber jetzt räumt der Kaffee Preise ab“.
Das Publikum interessierte vor allem die Finanzkrise und die Meinung Darbovens dazu. „Ob er denn etwas von der Krise merke?“ war eine der Fragen von den Gästen die er in zwei Teilen beantwortete. „Im Moment merkt der Kaffeehandel wenig von der Krise“, doch zwei Faktoren lassen befürchten, dass im zweiten Halbjahr doch die Probleme einsetzen. Darboven befürchtet, dass durch den Einbruch im sogenannten Bankett-Geschäft, also nicht dem privatem Konsum, der Absatz stark sinke und als zweiten Faktor die Abhängigkeit der Agrarwirtschaft von Vorfinanzierungen zum Problem werden könne, da die Banken im Moment mehr mit sich beschäftigt seien als mit ihrem Geschäft. Im übrigen unterstellt er den Bankern aber keine böse Absicht, sondern schlicht Gedankenlosigkeit.
„Kann denn die Urhamburgische Tugend der Ehrbaren Kaufleute ein Vorbild für den Welthandel sein?“ wird er gefragt und ob die Kaffeebörse denn anfällig gegenüber Spekulationen sei. „Wenn Münteferings Heuschrecken wollten, könnten sie den Kaffeehandel übernehmen“ sagt er und erklärt es damit , dass der Kaffeehandel mit 18 Milliarden Dollar Börsenvolumen relativ klein sei. Die Zuhörer erfahren weiteres über die Ökologie und Biologie des Kaffees, und welch ein Segen der Fairtrade-Handel für die kleinen Kaffeebauern sei, die sich aber immer noch zusätzlich nach der Ernte als Erntehelfer und Gastarbeiter verdingen müssten.
Neben seinem sozialem Engagement wird der in Lateinamerika geborene Kaufmann bei einem weiteren Thema leidenschaftlich: 2,19€/kg Kaffeesteuer lasten in Deutschland auf dem Kaffee, Deutschland sei das einzige Land dass sich eine derartige Steuer leiste, und erzählt von einer Reise mit dem Bundespräsidenten, in der er ihm die Zusage abgerungen habe, sich dafür stark zu machen die Steuer abzuschaffen.
In der Summe ein kurzweiliger Abend in der „Gesprächsreihe Geld“ deren letzer Teil am Mittwoch dem 30.Juni stattfindet. Ein passender Beitrag zur HafenCity und der dort entstehenden Coffee-Plaza.