Kampf gegen den Krieg
Der Hamburger Kampfmittelräumdienst
„Wir müssen Respekt vor der Bombe haben und hellwach sein“, antwortet Peter Bodes, Leiter des Hamburger Kampfmittelräumdienstes, auf die Frage, ob Angst an der Einsatzstelle für ihn und seine Kollegen überlebenswichtig sei. Und dann beschreibt er, dass die körperlichen Auswirkungen von Angst – schweißnasse Hände, steigender Blutdruck und Zittern – lebensbedrohlich sein können. Er vergleicht die Arbeit seiner Truppe eher mit einem „technischen Kriegsspiel“: Bei der Herstellung des Sprengmittels hat sich jemand sehr viel Gedanken darüber gemacht, wie ein möglichst hoher Schaden beim Feind herbeigeführt werden kann. Die Sprengmeister müssen dagegen halten! Der
56-Jährige, der bereits 25 Jahre in diesem Beruf ist, kennt jedes Kampfmittel aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg insbesondere aus deutscher, englischer und amerikanischer Herstellung. Weiterbildung und die ständige Beschäftigung mit dem „geborgenen“ Lehrmaterial gehört zum Arbeitsalltag der Bombenentschärfer. „Statistisch gesehen, haben wir jeden Tag ein Kampfmittelfund, der entschärft und abtransportiert werden muss. Wie lange ein Einsatz dauert, ist im Voraus nicht planbar. Von zwei Stunden bis zu zwei oder drei Tagen ist alles möglich.“ Mit drei Sprengmeistern und sechs Entschärfern muss die Aufgabe in Hamburg bewältigt werden, dabei erstreckt sich das Revier auf das Stadtgebiet Hamburgs einschließlich Scharhörn und Neuwerk sowie auf den Flusslauf der Elbe.
Eine Personalbesetzung, die keinen Ablösetrupp vorsieht, und so sind die neun Männer nicht nur an der Dienststelle oder am Einsatzort, sondern auch in telefonischer Rufbereitschaft. Auf die Frage, wie er und seine Kollegen mit dem psychologischen Druck ihres Berufes und der einzelnen Einsätze umgehen und ob sie regelmäßige Supervision erhalten, lächelt der erfahrene Sprengmeister. „Da hilft nur eins: cool bleiben! Minentaucher und Feuerwerker sind Individualisten. Es hilft uns, wenn wir unsere Arbeit als technisch abstrakten Vorgang betrachten“
So wie Peter Bodes, der vor 25 Jahren von der Bundeswehr abgeworben wurde, sind auch die anderen Männer ehemalige Zeit- oder Berufssoldaten vom Heer, von der Luftwaffe oder von der Marine, und die meisten sind ehemalige Minentaucher. Für die Sondierung von Grundstücken nach Kampfmitteln wie zum Beispiel in der HafenCity sind in Hamburg private Unternehmen, die vom Grundstückseigentümer beauftragt und bezahlt werden, zuständig. Der Kampfmittelräumdienst überwacht die Ausführung und ist im Alarmfall für die Gefahrenabwehr zuständig. (CF)