Kapazitätsgrenzen erreicht
Drittes Kreuzfahrtterminal auf dem kleinen Grasbrook?
Über 164 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen wird Hamburg dieses Jahr erleben, an einigen Tagen in der Saison wird es ein Kommen und Gehen an den beiden Terminals im Hafen geben. Die Frage: Wie lange wird das noch funktionieren und wohin mit den Touristen, wenn die Anläufe weiter so zunehmen wie bisher? Die Anläufe in Altona sind vertraglich aus Umweltschutzgründen begrenzt, die HafenCity gerät zunehmend in den Streit zwischen Wohnen und Tourismusinteressen. Dabei ist eines eigentlich klar: Hamburg ist auf den Tourismus angewiesen und die Liegeplätze der Kreuzfahrtschiffe im Herzen der Stadt sind die Pfunde, mit denen Hamburg wuchern kann. Da kann man Ideen mit einem Terminal vor der Stadt erstmal vergessen. Also in der Stadt – im Kernhafen. Wertvollen Platz an den Containerterminals abgeben, kommt nicht infrage, die Musical-Theater zuparken, ebenfalls nicht. Also bleibt eigentlich das gleich als erstes in der Diskussion genannte, wenig genutzte Überseezentrum.
Direkt an den Elbbrücken gelegen, mit der Verlängerung der U4 auch nur noch einen Katzensprung vom U- und S-Bahn-Netz entfernt. Die Kaianlagen sind marode und müssten sowieso irgendwann erneuert werden – und es ist bei ein wenig Planung viel Platz vorhanden. Der Schiffbauerhafen gegenüber dem Kreuzfahrtterminal sollte eh einmal aufgeschüttet werden, dann ist Platz, nicht nur für zwei, sondern gleich für drei oder vier Schiffe gleichzeitig. Und es wird gleich eine weitere Fliege mit einer Klappe geschlagen: Wer sich die Emissionsprofile an den Liegeplätzen ansieht, wird feststellen, dass sich die problematischen Zonen direkt in der Nähe der Schiffe befinden, auf der anderen Elbseite, also weit genug weg von den Wohngebieten in der HafenCity. Das HafenCity-Terminal kann dann reduziert für repräsentative Anlässe und als Entlastungsterminal für besonders beliebte Zeitpunkte genutzt werden.
Eine Win-win-Situation für alle. Kein Risiko für die geplanten Wohngebiete am Baakenhafen durch EU-Richtlinien in Gefahr zu geraten, ein erstklassiger Sprung über die Elbe, die Hafenwirtschaft bekommt zusätzliche frisch renovierte Liegeplätze, reichlich Raum auch für 200 Anläufe im Jahr. Dies ist keine neue Erkenntnis. In den Kreisen der Terminalbetreiber wird diese Variante bereits diskutiert. Und wie zufällig findet sich im neuesten Projekte-Heft der HafenCity GmbH eine Passage über das Kreuzfahrtterminal in dem plötzlich von Gestaltungsfreiraum die Rede ist – genau das, was Hamburg jetzt braucht.