Katharinen auf dem Weg
Unter dem Motto „Damit die Stadt zusammenwächst“ finden vom 11. September bis zum 2. Oktober viele Aktionen rund um die Hauptkirche St. Katharinen statt.
Auf dem Stadtplan ist er nicht zu finden: der Katharinenweg. Diese ideelle Wegverbindung, die 2008 initiiert wurde und seitdem regelmäßig begangen wird, führt vom Rathaus bis zur Katharinenkirche und überquert die Willy-Brandt-Straße auf Höhe der Zollenbrücke und der Straße Grimm. Von der Hauptkirche, die 1256 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, geht es dann weiter über die moderne HafenCity, mal in den Hafen, mal auf historischen Wegen nach Harburg.
Entlang früherer Wegeverbindungen versucht der Katharinenweg das zu ersetzen, was durch den Bau der Speicherstadt, durch die Bombardierung Hamburgs im Zweiten Krieg, durch den anschließenden Abriss und Wiederaufbau der Innenstadt und den Bau, der wie eine Schneise wirkenden Ost-West-Straße verlorengegangen ist: die Hamburger Altstadt, von der heute nur noch einige Brücken, Straßennamen und Gebäudeensemble Zeugnis ablegen.
Braucht das moderne Hamburg überhaupt noch alte Stadtverbindungen? Die Initiatoren sind davon überzeugt, denn „hier liegt der Schlüssel für die Identität einer Stadt“. Und die Diskussion ist 2016 aktueller denn je. Allerorten werden attraktive Wegeverbindungen gefordert, die sicherstellen sollen, dass die „Kernstadt“ und die neu gebaute HafenCity zusammenwachsen. Die Gefahren einer ausschließlich funktionellen Stadtplanung, die durch Einkaufszentren und Hauptverkehrsstraßen geprägt wird, werden derzeit diskutiert. „Ich träume von belebten Plätzen, auf denen die Menschen sich gern aufhalten“, beschreibt Pastor Frank Engelbrecht seine, wie er sagt, „blumigen“, aber nicht unrealistischen Visionen einer Hamburger Innenstadt im 21. Jahrhundert. Und dazu seien die Wege und Plätze rund um die Hauptkirchen St. Petri, St. Johannis und St. Katharinen an den Schnittstellen von der alten zur neuen Stadt ein Teil der Lösung.
Das Engagement für eine „Altstadt“ mit Wegen, die Menschen, Gebäude und Plätze nicht trennen, sondern verbinden, steht daher im Mittelpunkt des Katharinenweges 2016.
Beginnend am 11. September zum „Tag des Offenen Denkmals“ während der „Nacht der Kirchen“ bis zum Abschlussgottesdienst am 2. Oktober, verbinden Diskussionen, Kunstaktionen, Führungen und ein Straßenfest, für das die Willy-Brandt-Straße kurzfristig gesperrt wird, die Hamburger Innenstadt entlang des Katharinenweges. Dabei finden die Aktionen die politische Unterstützung durch die Bezirkspolitik.
„Die Innenstadt ist als reines Geschäftsviertel, wie ursprünglich mal entwickelt, nicht mehr haltbar“, so Arik Willner, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte. Darin sei man sich mit dem Oberbaudirektor und mit der Bürgerschaftsfraktion einig, „eine starke Förderung des Wohnungsbaus und eine intelligente Ansiedelung von Geschäften insbesondere auf der Achse zwischen Altstadt und HafenCity ist notwendig“.
Aber können Kunstaktionen und öffentliche Debatten politische Entscheidungen ersetzen? „Temporär auf die Wirkung von Kunst im öffentlichen Raum zu setzen, ist ein spannender Ansatz. Dies ersetzt natürlich keineswegs städtebauliche Entwicklungen, die Teile der Innenstadt miteinander zu verbinden. Es ist aber ein Ansatz, der die bauliche und verkehrliche Entwicklung antreiben oder sogar mitprägen kann“, ergänzt Willner.
Besonders spannend dürfte das Ost-West-Straßenfest werden, das am 17. September auf der 1633 erbauten Zollenbrücke von 16 bis 20 Uhr stattfindet. Für eine halbe Stunde wird dann ungefähr zwischen 20:30 und 21 Uhr die Willy-Brandt-Straße, die als Teil der B4 eine Verkehrsschneise durch die Hamburger Innenstadt zieht, gesperrt. CF
Weitere Informationen zum Programm unter www.katharinen-hamburg.de/katharinenquartier/katharinenweg-2016