Klassik im Oberhafen
Das Publikum lacht fröhlich, als Festivalmanager Thomas Mehlbeer in seiner Rede die Philharmonie eröffnet: nicht die Elbphilharmonie, aber immerhin die Oberhafenphilharmonie. Ende Mai veranstaltete der Hamburger Kammerkunstverein im Oberhafenquartier das Hamburger Musikfest Obertöne.
Im Oberhafen soll Hamburgs neues Kultur- und Kreativquartier entstehen; und der seit 14 Jahren existierende Hamburger Kammerkunstverein gibt den Ton an.
Das Gebiet des Oberhafens mit seinen alten Lagerhallen aus Backstein, Pflastersteinstraßen, Containern, die unmittelbar neben den zugewucherten Bahngleisen liegen, bietet eine pittoreske und charmante Alternative zum strukturierten Neubaugebiet der HafenCity.
Der Eröffnungsabend wurde einem der bedeutendsten Komponisten – und Sohn Hamburgs – gewidmet: Johannes Brahms.
War der Walzer op.39 für Klavier zu vier Händen, gespielt von Nicholas Ashton und Franck-Thomas Link, bereits ein Highlight in der ersten Hälfte des Abends, wurde dies sogar noch überboten: nach der Pause bekam das zahlreich erschienende Publikum das Klavierquartett g-moll op. 25 geboten, welches kaum schöner hätte gespielt werden können: Juditha Haeberlin (Violine), Miriam Götting (Viola), Johannes Krebs (Violoncello) und Franck-Thomas Link (Klavier) bewiesen eindruckvoll, dass sie ein perfektes musikalisches Team sind.
Selbst den draußen unmittelbar an der alten Lagerhalle vorbeifahrenden Metronom Bremen-Hamburg wartete man mit einem gegenseitigen Zuzwinkern ab.
Es war ein Klassik-Abend der etwas anderen Art: statt Anzug und Krawatte gab es Jeans und Pullover, statt Konzertsaal eine Lagerhalle, statt gepolsterten Sitzreihen Liegestühle, Strandkörbe und hölzerne Klappstühle – aber (auch) die haben ja schon Bayreuth berühmt gemacht.
Das ausverkaufte Eröffnungskonzert bewies, dass Klassik durchaus mit der Beliebtheit des zeitgleich stattfindenden Elbjazz-Festival im Hafengebiet mithalten kann.