Klaus Maurer
Mit Feuer ist nicht zu spaßen – Hamburgs Feuerwehrchef über Brandgefahr und Sicherheit
Seine große Leidenschaft gilt dem Wasser – und als Leiter der Berufsfeuerwehr Hamburg und Oberbranddirektor der Stadt – hat Klaus Maurer (58) ja irgendwie auch täglich damit zu tun. Allerdings ist es nicht das Löschwasser, weshalb der passionierte Ruderer, Surfer, Segler und Motorbootfahrer auch nach 30 Jahren bei der Feuerwehr immer noch mit großer Begeisterung in sein Büro fährt, sondern die Liebe zu einem der abwechslungsreichsten Berufe, die er sich vorstellen kann.
Klaus Maurer wurde 1958 in Velbert geboren. Aufgewachsen ist er allerdings auf zahlreichen Bahnhöfen in Nordrhein-Westfalen. „Mein Vater war Eisenbahner und immer, wenn er befördert wurde, mussten wir umziehen“, erzählt er. Es war eine paradiesische Kindheit für ihn und seine drei älteren Geschwister. Der jeweilige Bahnhof war sein Spielplatz und die höhere Schule brauchte er trotz der Umzüge nicht zu wechseln – die Bahn fuhr ihn von überall nach Wuppertal.
1976 absolvierte der junge Abiturient seinen Wehrdienst bei einer Luftwaffeneinheit in der Eifel und diese 15 Monate bezeichnet er noch heute als eine ganz, ganz wichtige Zeit. „Ich hatte Zeit zum Nachdenken, denn ich wusste überhaupt nicht, welchen Berufsweg ich einschlagen sollte.“ Bei der Bundeswehr bekam der 18jährige schnell Verantwortung übertragen, er durfte als Ausbilder tätig werden, lernte vor 150 Menschen zu reden und auch die gewisse Affinität zur Uniform stammt aus dieser Zeit – „und die kann mir heute nichts schaden“, schmunzelt er.
An vielen Wochenenden kam der Vater zu Besuch und während langer Gespräche mit ihm entschied Klaus Maurer sich für das Studium des Bauingenieurwesens mit dem Ziel, seine berufliche Tätigkeit bei der Eisenbahn zu finden. Diese jedoch stellte nach Abschluss des Studiums auf Jahre hinaus niemanden ein, so dass Klaus Maurer zunächst an der Universität Wuppertal als Assistent arbeitete.
Und dann spielte wieder einmal das Wasser eine entscheidende Rolle: Seit Jahren schon war Klaus Maurer als Rettungsschwimmer ehrenamtlich aktiv, Hunderten von Kindern hat er das Schwimmen beigebracht, als Einsatzleiter Segelveranstaltungen koordiniert und 17 Jahre im Urlaub an der Ostsee bei der DLRG am Rosenfelder Strand als Rettungsschwimmer geholfen. So lernte er nicht nur seine Frau Claudia, eine diplomierte Finanzwirtin, kennen sondern auch die Jungs, die die Nachbarstation in Süssau betrieben. Sie kamen von der Betriebssportgruppe der Feuerwehr Hamburg und setzten Klaus Maurer mit ihrer Begeisterung für die Feuerwehr derart „in Brand“, dass er sich um eine der wenigen Ausbildungsstellen bewarb, angenommen wurde und kurze Zeit später seine Referendarstelle in Köln antrat.
Das Studium erwies sich als perfekte Vorbereitung. Sowohl für den vorbeugenden Brandschutz als auch für die Einschätzung der Tragfähigkeit einer Konstruktion oder die Beurteilung der Baustoffe waren die erlernten Kenntnisse – um nur einige zu nennen – mehr als hilfreich. Von Köln aus wurde Klaus Maurer nach Münster, Hamburg, Berlin und Liverpool geschickt und lernte den Beruf von Grund auf. Tagsüber schleppte er Schläuche und kletterte auf Leitern, nachts und am Wochenende fuhr er freiwillig insgesamt 1.200 Einsätze. Nach zwei Jahren hatte er ausgelernt und blieb weitere 14 Jahre in Köln als Leiter des Rettungsdienstes und stellvertretender Amtsleiter. Unzählige Großveranstaltungen hat Klaus Maurer organisiert und dabei ein Schema zur Risikobewertung entwickelt. Mit Hilfe eines Algorithmus kann ermittelt werden, welches Gefahrenpotential von einer Großveranstaltung ausgeht und wie viele Einsatzkräfte des Sanitätsdienstes vorgehalten werden müssen. Das nach ihm benannte Maurer-Schema ist im gesamten deutschsprachigen Raum sowie international auf Zypern zur Grundlage für die Genehmigungsverfahren durch die kommunalen Behörden geworden. Wegen der aktuellen Bedrohung von Großveranstaltungen durch Terroristen muss es inzwischen immer wieder aktualisiert werden.
Zwischen 2001 und 2006 war Klaus Maurer Chef der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes in Karlsruhe und knüpfte als Leiter des „Arbeitskreises Grundsatzfragen“ bundesweit und international diverse Kontakte. Auch sein Engagement für das Katastrophenerkundungs- und Koordinierungsteam der Vereinten Nationen (UNDAC) stammt schon aus dieser Zeit. Weltweit rund 250 Spezialisten – unter ihnen vier Deutsche – stehen auf Abruf nach einer (Natur)Katastrophe bereit, um sich schnellstmöglich ein Bild der Lage vor Ort zu machen, die erforderliche Hilfe einzuschätzen und die Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.
Klaus Maurer ist bereits beim Hurrikan Ike aktiv gewesen, der 2008 von der Karibik bis nach Texas eine Schneise der Verwüstung hinterließ und auch nach dem schweren Brand im Flughafen von Nairobi 2013 war Hamburgs oberster Brandmeister als Experte vor Ort.
Seit 2006 ist Klaus Maurer nun in Hamburg Chef von rund 3.000 Mitarbeitern an 120 Standorten. 286.000 Einsätze ist der Rettungsdienst der Feuerwehr 2016 gefahren – Tendenz steigend, ca. 11.700 Brände mussten gelöscht werden – häufig auch mit Hilfe der freiwilligen Feuerwehr, die noch einmal 2.600 Mitarbeiter hat. 20.000 diverse Hilfseinsätze unterschiedlichster Art galt es zu koordinieren und dazu kamen noch diverse Aktivitäten des Kampfmittelräumdienstes.
„Unsere Arbeit ist immer wieder neu, immer wieder attraktiv, immer wieder befriedigend“, sagt Klaus Maurer, der bis zum Ende seiner beruflichen Zeit in Hamburg bleiben möchte. Gern in der Nähe der Elbphilharmonie, die er vom Keller bis zum Dach kennt und für sicherheitstechnisch völlig unbedenklich hält und vor allem in der Nähe vom Wasser, auf das es ihn zweimal wöchentlich im Sommer und im Winter um sechs Uhr morgens zum Rudern zieht. Die Wochenenden verbringt er zusammen mit seiner Frau auf seinem Schiff gerne auf der Nordsee und hat dabei eine Lebensweisheit gelernt: Gegen den Strom schwimmen geht nicht.
Für 2018 wünscht sich Hamburgs oberster Brandmeister nichts mehr, als beim Hafengeburtstag mit dem ersten frisch bestellten, der künftig drei neuen Löschboote, in den Hafen einzufahren – vorbei an seiner Wohnung – natürlich mit Blick auf die Elbe – bis hin zur HafenCity, deren Entwicklung er seit den Anfängen mit großer Freude verfolgt. n DG