Kleine Eiszeit
Eisgang auf der Elbe ist ein besonderes Erlebnis
Es ist immer wieder ein echtes Schauspiel und – wenn das Wetter denn mitspielt – ein Traum für alle Sehleute: Eis auf der Elbe. Im März war es mal wieder für wenige Tage soweit, ein dichtes Meer von weißen Schollen bewegte sich die Elbe in Richtung Nordsee hinab, staute sich in den Hafenbecken und der Speicherstadt zu pittoresken Minigebirgen auf, die an Caspar David Friedrich erinnerten.
Strahlend blauer Himmel und klare Luft sorgten für ein nur durch den starken Ostwind getrübtes Vergnügen, Eiszapfen verzierten die Schiffe, die sich durch die zähe Masse kämpften. Ein seltenes Naturschauspiel und doch häufiger zu erleben als man denkt.
Eine Ursache für die vermehrten Eisbeobachtungen in der jüngeren Vergangenheit ist tatsächlich die Wasserqualität der Elbe. Klingt paradox, aber vor der deutschen Wiedervereinigung wurde in den Fluss warmes und verschmutztes Wasser eingeleitet, sauberes Wasser gefriert schneller. Ein weiterer Faktor war bei Ebbe der niedrige Wasserstand, denn die an den seichten Stellen geringeren Wassermengen kühlten schneller aus und bildeten Eisschollen.
Generell werden aber, entgegen subjektiver Statistik, die Eismengen in den Wintern sowohl an Nord- als auch an Ostsee geringer. In den vergangenen zehn Jahren gab es aber immerhin fünf Winter, in denen man für wenige Tage signifikanten Eisgang auf der Elbe beobachten konnte – zwei davon waren immerhin so kalt, dass nur ernsthafter Eisbrechereinsatz die Elbe schiffbar hielt. n MB