Krise als Chance

Beta Wagener lebt seit vier Jahren in der HafenCity
Beta Wagener lebt seit vier Jahren in der HafenCity
Was tun, wenn es nicht mehr brennt?

Es vergeht fast kein Tag, ohne dass nicht ein Artikel zum Thema „Burnout“ in den Medien erscheint, die WHO hat beruflichen Stress zu „einer der größten Gefahren des 21. Jahrhunderts“ erklärt, laut einer Studie empfinden acht von zehn Deutschen ihr Leben als stressig, und jeder Fünfte bekommt die Folgen gesundheitlich zu spüren. „Die HafenCity bildet da keine Ausnahme“, sagt Beata Wagener, die sich auf die Begleitung und Prävention von genau diesen Erschöpfungszuständen spezialisiert hat. Dass die HafenCity da keine Ausnahme bildet, ist plausibel. Als typischer „Berater-Stadtteil“ dürfte der Anteil der Gefährdeten sogar noch höher liegen. „Burnout ist besonders in diesen Kreisen verbreitet“, so Wagener, die nach ihrem Studium der klinischen Psychologie zunächst in Krankenhäusern als Psychotherapeutin gearbeitet hat und dann in einer Unternehmensberatung als Coach engagiert wurde.

Nach einer doppelten Babypause bietet sie jetzt in den Räumen der Praxis am Sandtorkai ihre Erfahrungen und Dienste zur Prävention und Beratung an. Warum die HafenCity ein Beraterstadtteil ist, kann Wagner beurteilen. Sie wohnt seit vier Jahren am Dalmannkai und sieht, wie montags die Nachbarn mit den typischen Köfferchen in die Welt hinausziehen und freitags wiederkommen – alle in Jobs mit hohem Stresspotenzial. Doch ihre Dienste nehmen nicht nur die Betroffenen in Anspruch. Inzwischen haben viele Firmen das Problem begriffen, das besonders die Leistungsträger gefährdet sind, Menschen die nicht mal eben so zu ersetzen sind. Und so buchen sie bei Wagener Stundenkontingente, die ihre Mitarbeiter in Anspruch nehmen können. „Meist bin ich dann als Gesundheitscoach in den Unternehmen unterwegs, die direkte Benennung des Problems ist noch verpönt“, erzählt Beata Wagener und sieht aber wachsendes Problembewusstsein auch in den Chefetagen. „Ein Burnout-Kranker fällt meist langfristig aus und verursacht eine Menge direkter und indirekter Kosten, da ist eine Investition in Prävention schlicht die günstigere Lösung.“

 

Und arbeitet mit der Praxis am Sandtorkai zusammen
Und arbeitet mit der Praxis am Sandtorkai zusammen
Der Betroffene selbst ist häufig der Letzte, der erkennt, wie es um ihn bestellt ist. Kollegen, Freunde und Angehörige sehen die Veränderungen, doch es nützt dann nichts, wenn sie in eine Therapie gedrängt werden. Wie bei fast allen psychischen Erkrankungen muss zunächst Selbsterkenntnis vorhanden sein, um eine erfolgreiche Behandlung durchzuführen, der Betroffene selbst muss den ersten Schritt machen. „Dann ist es aber gut, wenn er weiß, dass es mich gibt.“ Ist das Problem erst mal erkannt, hängt die Behandlungsdauer vom Stadium der Erkrankung ab. Dabei kann es sein, dass es zu Anfang noch Kleinigkeiten sind, die am Lebens- und Arbeitsstil geändert werden müssen, um auf den Weg der Besserung zu kommen – später wird die Behandlung natürlich aufwändiger und länger.