Kurzbesuch aus Svendborg
Dreimastgaffelschoner Fylla im Sandtorhafen
Eine ungewöhnliche Begegnung im Traditionsschiffhafen: Die Grönland, das erste deutsche Polarforschungssschiff, und die Fylla, ein ehemaliger Grönlandfrachtsegler treffen für kurze Zeit im Hafen in der HafenCity zusammen. Der Kapitän der Fylla, Allan Nielsen, kann ungewöhnliche Geschichten von dem schönen Schiff erzählen. Das Schiff mit einem kupferummantelten Holzrumpf wurde 1920 gebaut, und als Frachtsegler in den schon damals zu Dänemark gehörenden grönländischen Gewässern eingesetzt. Im Winter ließ man das Schiff in einer Bucht einfach einfrieren und sobald außerhalb wieder freies Wasser sichtbar wurde, das Schiff freigesägt oder notfalls freigesprengt.
Eine kleine Bucht in Grönland ist sogar nach der Fylla benannt, allerdings aus einem eher unrühmlichen Grund. Ein defektes Seeventil hatte zum Sinken des Schiffes geführt und der Bucht den Namen des anschließend wieder gehobenen Schiffes verschafft.
Nach mehreren Jahrzehnten Dienst rund um Grönland wurde das Schiff schließlich von einem Verein ähnlich dem Hamburger Verein „Jugend in Arbeit e.V.“ wieder in den Originalzustand versetzt und aufwendig renoviert. Heute fährt das Schiff als Charterschiff für verschiedene Organisationen rund um Svenborg. Hochzeiten, Trauerfeiern und Beerdigungen, Charterfahrten und wie jetzt, Fahrten mit Kadetten einer Marineschule. In Dänemark gibt es Schulen, die parallel einen gymnasialen Zweig gemischt mit einer Seemannschule führen und so den Nachwuchs für die Seefahrt sichern. Knapp 30 dieser Kadetten sind jetzt in Hamburg angekommen, und schlafen zum Teil noch in Hängematten im Schiff.
Kapitän Allan Nielsen findet die HafenCity spannend. Er spricht gut deutsch und hat auch schon in Hamburg gearbeitet. Unter anderem war er sechs Jahre Kapitän der „Anny von Hamburg“, einem deutschen Traditionssegler. Wenn die Fylla am Mittwoch wieder gegen 15:00 Uhr ausläuft will er, wenn es denn irgend geht, Segel setzen um der HafenCity einen Gruß zu entbieten.