Lange Nacht der Museen
Später Besuch am Kaiserkai
Linie 301 Richtung Hafen. Dicht gedrängt stehen die Freunde „Der langen Nacht der Museen“ in Hamburg an der Abfahrtstelle Deichtorhallen. „Wir sind schon das vierte Mal dabei. Das macht Spaß – auch bei Regen! Sogar die Busfahrer sind nett!“ sagt ein Paar hinter mir. Die Busse starten wie am Schnürchen. Die Stimmung im gut gefüllten Shuttle Richtung HafenCity ist erwartungsvoll gespannt. Erster Halt: “Prototyp und Internationales Maritimes Museum“. Die Kulturinteressierten kennen sich aus: „Zehn D … das schaffen wir gar nicht!“ höre ich noch von einer Aussteigenden.
Die Kultursenatorin v.Welck hatte den Besuchern „Der langen Nacht der Museen“ im Rathaus bei ihrer Eröffnungsrede vier bis fünf verschiedene Häuser zum schnuppern empfohlen. Museen sind nicht mehr von gestern, der Kinofilm „Nachts im Museum Nr. 2“ mit Ben Stiller in New York City läuft demnächst an und Hamburg erlebt dieses Jahr bereits die neunte Museumsnacht, erstmals mit dem Kaispeicher B.
Schon hält der Bus an der zweiten Station „Deutsches Zollmuseum und Speicherstadtmuseum“, stoppt sogar noch außerplanmäßig für ein paar Fahrgäste, die den Ausstieg verpasst haben. Überhaupt, auch wenn es uns notausstieggeschädigten HafenCity-Bewohner schwer fällt es zuzugeben: die Hochbahn präsentiert sich äußerst professionell, d. h. kompetent, nett und super organisiert.
Dritter Halt: „Afghanisches Museum und HafenCity InfoCenter“. Im Kesselhaus erwarten uns rund um das bekannte HafenCity Modell schon andere Nachtschwärmer. Nach der Einführung beginnt der Rundgang unter dem Motto: „Total Real – Meine HafenCity – Bewohner führen durch Ihren Stadtteil“. Frau Heider-Rottwilm und Herr Dr. Heider blicken in gespannte Gesichter.
Da ist die kleine Gruppe aus Lüneburg, die den Abend generalstabsmäßig durchgeplant hat, die Wochenendbesucher aus Rostock, die es eher zufällig an diesen Ort verschlagen hat, ein junges polnisches Paar (er möchte in die HafenCity ziehen, sie erträumt für den Nachwuchs eher das Leben im Grünen) und die beiden Quiddjes Katrin und Heike, gefühlte Hamburgerinnen. Sie haben sich erst gegen 19 Uhr entschieden, welche der 600 Veranstaltungen in der „Langen Nacht der Museen“ sie heute besuchen. Großstadtfeeling.
Alle hören aufmerksam zu, runzeln bei der viel gepriesenen guten Nachbarschaft am Kaiserkai skeptisch die Stirn, aber als auf dem Vasco da Gama Platz die schrillen Akteure der „Musikalischen Nacht“ auftreten und die Dame im roten Kleid singt, springt der Funke der Begeisterung über. Die Gäste werden lockerer und ich höre neben: „Ach, das ist also die Elbphilharmonie!“ Sätze wie: „Ich dachte die Segler sind nur zufällig hier, das es extra einen Hafen gibt, wusste ich nicht“ und „Der Blick auf die Segelschiffe ist doch viel schöner als auf die Hafen-Industrie!“
Herr Dr. Heider setzt mit unseren Vorzeige-Architekten-Namen noch das Sahne-Häuptchen oben drauf, aber Unilever bleibt in ihren Augen doch ein „großer Klotz“.
Nach Spielplatz und ökumenischer Kapelle, die bestens als Ort der Ruhe und kurzer Entspannung angenommen wird, ist die Führung beendet und das Grüppchen ordnet sich neu.
Die Lüneburger verabschieden sich Richtung Kunsthalle, die Rostocker wollen per Barkasse zum Hafen-Museum, das junge polnische Paar gibt als Zielort „Das klingende Museum“ an (habe ich noch nie gehört!) und Katrin und Heike sprechen mich als Einzelperson an: “Wollen wir nicht zusammen weitergehen? Was haben Sie als nächstes vor?“ Das finde ich richtig nett, rührend. Also oute ich mich als noch eine Bewohnerin und nehme die beiden mit in meine ganz private HafenCity. Schloßbesichtigung. Fazit: Katrin mag alles, auch meine Blümchen auf dem Balkon und die vorher eher skeptisch eingestellte Heike findet unseren neuen Stadtteil jetzt auch klasse und kommt wieder.