Lausch Lounge im Advent
Wie Konzerte auch sein können
Wer sich am Samstag nach Glühwein und Punsch, und einem Abstecher in die vollkommen rummelige Mönckebergstrasse, nach besserer und besinnlicherer Unterhaltung sehnte, war in der Lausch Lounge in der Katharinenkirche bestens aufgehoben. In der Reihe Lausch Lounge versuchen Michy Reincke und Hasko Witte noch nicht bekannte oder noch nicht so bekannte Künstler mit Anspruch vorzustellen. "Die Lausch Lounge ist ein Ort der Aufmerksamkeit und des Respekts" eröffnete Michy Reincke die Veranstaltung und forderte die 300 Zuschauer auf, während der Auftritte alle Gespräche einzustellen, um dafür umso enthusiastischer zu applaudieren. Diese konzentrierte Andacht der Zuschauer grenzte das Konzert von größeren Veranstaltungen ab, wo doch manchmal Zweifel aufkommen, ob das Publikum nicht doch zum telefonieren ins Konzert gekommen ist.
Den Auftakt machte Dirk Hoppe, der Nachfolger Roger Ciceros in Angies Nightclub. Jeder Künstler durfte fünf Stücke vortragen, allesamt sparsam instrumentiert und fast unplugged. Dirk Hoppe erinnert dabei stark an Roger Cicero, ebenfalls Swing mit deutschen Texten und absolut professionell vorgetragen. Das es sich nach Swing anhörte, lag vielleicht auch an der Instrumentierung mit Kontrabass, Gitarre, Perkussion und Keyboard.
Abgelöst wurde Dirk Hoppe durch Mika Doo, eine der beiden Highlights des Abends. Mit einer sehr ungewöhnlichen Performance brachte Mika Doo das Publikum auf ihre Seite. Zuhörer fühlten sich an eine Mischung aus Eryka Badu, Billy Holiday und Björk erinnert, als sie mit ihrer aus einer Cellistin, einer Akkordeonista und einem Slidegitaristen bestehenden Begleitband faszinierend filigrane Stücke zum Besten gab. Da sie leider das nächstes Jahr in London verbringen wird, müssen die begeisterten Zuschauer auf einen weiteren Auftritt lange warten.
Der nächste Künstler stellte den Bezug zur HafenCity her, der in der HafenCity lebende Komponist und Produzent Lukas Hilbert. Mit Liedern über die Liebe begeisterte er seine vorwiegend weiblichen Fans im Publikum. Bekannt ist er durch seine Arbeit als Komponist für zum Beispiel Peter Maffay, Udo Lindenberg, Yvonne Catterfield und Nena. Punkten konnte er an diesem Abend vor allem durch den Versuch der HafenCity in einem Lied ein Denkmal zu setzen. Nur kurz eine Passage aus "Hamburger Wind": "Wir Hamburger sind in der Sonne verloren – Am Hamburger Wind sind nur Touris erfroren" sowie "Ein Hamburger Kind ist im Regen geboren" und "Die größte Sturmflut wird uns nicht vertreiben".
Der Regen führte dann auch zum letzten Act, das zweite Highlight des Abends. Fjarill brauchten nicht erst das Stück "Det regnar i Hamburg" (Es regnet in Hamburg) zusammen mit dem Publikum zu singen, um das Herz der Zuhörer zu erobern. Michy Reincke führte die beiden mit einer Anekdote zu ihrer im April erscheinenden neuen CD ein, die er schon vorab hören durfte. "Ich habe sie mir morgens beim Zähneputzen angehört und stand 45 Minuten mit der Zahnbürste im Mund vorm Spiegel". Hanmari Spiegel und Aino Löwenmark verzauberten das Publikum nicht nur mit den absolut hörenswerten Überleitungen von Aino Löwenmark zum Thema "Mit hochhackigen Stiefeln sind die Körperfunktionen ganz anders" womit sie die Bedienung des Fußpedals ihres Pianos meinte. Die Kombination Katharinenkirche und Fjarill erwies sich als ideale Kombination, die die eh schon elfenhafte Musik Fjarills vollends der Welt entrückte. Nach zwei Zugaben tröstete einen nur der Gedanke an die am 2.April 2008 erscheinende neue CD Fjarills, die mit einem Release-Konzert in der Fabrik auf den Markt geschickt wird. Den Termin sollte man sich auf jeden Fall in den Terminkalender eintragen, ebenso wie jeden greifbaren Termin der Lauschlounge, der nächste leider erst wieder im Sommer nächsten Jahres. Gastgeber Pastor Frank Engelbrecht beendete das Konzert mit einem gemeinsam gesungenen Lied, für viele sicher ungewohnt nach einem Konzert.
www.katharinenkirche-hamburg.de
www.lauschlounge.de
Dirk Hoppe auf MySpace.com
Mika Doo auf MySpace.com (Bitte nicht auf die Qualität achten, Mika Doo ist besser)
Lukas Hilbert
Fjarill
Weitere Bilder von der Lausch Lounge