Lösung für alle Parkprobleme
Car2Go verspricht Mobilität ohne Reue
Die schlechte Nachricht zuerst: All jene, die sich bisher erfolgreich um die Beschaffung eines neuen Führerscheins gedrückt haben und immer noch mit ihrem grauen „Lappen“ unterwegs sind, sollten sich schleunigst um eine aktuelle Ausgabe bemühen. Diese ist nämlich Voraussetzung für die Nutzung des Car2Go-Dienstes der ab Ende des ersten Quartals im Hamburger Innenstadtbereich einen ähnlichen Erfolgszug wie das Stadtrad starten soll – nur diesmal mit extra zu diesem Zweck produzierten Smarts. So lautete jedenfalls die Botschaft, die Bürgermeister Ahlhaus, Umweltsenatorin Hayduk und die Führungen von Daimler und Europcar im Prototyp der Öffentlichkeit präsentierten.
Das flexible Autoverleihsystem soll 300 Smarts 2011 innerhalb der Grenzen des Ring 2 für alle Teilnehmer frei verfügbar machen – ohne Verleihstationen, einfach das Auto dort stehen lassen wo man das Auto nicht mehr benötigt. Genau dieser Aspekt ist das Innovative an dem von Daimler und Europcar gemeinsam entwickelten Konzept, das schon erfolgreich in Ulm und Austin getestet wurde. Per App, SMS oder Telefon kann man sich freie Autos in der Nähe reservieren und zeigen lassen. Reservierungen sind 24 Stunden im voraus möglich. Bei Fahrtantritt wird das Siegel des Führerscheins an ein Lesegerät an der Windschutzscheibe gehalten und eine persönliche PIN eingegeben – ab geht die Fahrt.
Die Kosten bewegen sich in moderatem Rahmen: 29 Cent pro Minute oder maximal 14,90 Euro pro Stunde – alles weitere inklusive. Benzinkosten, Kilometer und Parkgebühren fallen nicht an. Nach beenden der Fahrt das Auto innerhalb des Ring 2 stehen lassen, alles andere geschieht automatisch. Eine einmalige Registrierungsgebühr von 29 Euro fällt an, sonst keine weiteren ständigen Kosten. Für die HafenCity ein extrem praktisches Konzept. Allein für die Kosten eines durchschnittlichen HafenCity-Tiefgaragenplatz von rund 120 Euro pro Monat kann man mehr als acht Stunden netto Autofahren, genug um alle Einkäufe und Fahrten wo auch immer hin zu erledigen. Die Smarts werden extra für das Verleihgeschäft produziert, mit extra robuster Inneneinrichtung, Solardach für umweltfreundliche Stromproduktion und passender elektronischer Ausstattung. Elektrosmarts sollen aber erst später folgen.
Für den Bürgermeister und die Umweltsenatorin kommt diese Meldung für 2011 gerade Recht. Hamburg wird Umwelthauptstadt – doch beim Verkehr hapert es an allen Ecken und Enden und die Regierung kommt kein Stück voran. Preiserhöhungen beim HVV, mangelhafte Verkehrsplanungen und Gegenwind von allen Seiten bei den Projekten des schwarz-grünen Senats. Entweder fehlt das Geld oder – wie zum Beispiel bei der Stadtbahn oder Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße – es formiert sich Widerstand vor allem auch aus der bürgerlichen Mitte gegen alle Anliegen. Man hat es nicht einfach wenn man regiert. Interessanterweise ist der Grund den die Betreibergesellschaft car2go für den späten Einsatz von Elektroautos nennt die mangelnde Infrastruktur für ebendiese – ein Armutszeugnis. Trotzdem ist car2go ein guter Anfang für die Lösung der Verkehrsprobleme in modernen Innenstädten – aber eben nur ein Anfang, hier muss mit Mut und Weitsicht gerade auch von einem grün angehauchtem Senat weiter gedacht werden.