Made auf Veddel
Soziales Projekt wurde zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg
„Da muss eine alte Frau lange für Stricken“, ist eine Redensart, die in Deutschland darauf hinweist, dass es nicht leicht und oft langwierig ist, Geld – vor allem mit Handarbeit – zu verdienen. Anders wird dieses Thema auf der Veddel bewertet. Im Nachbarstadtteil der HafenCity verdienen derzeit 12 Frauen monatlich jeweils zwischen 200 und 1.000 Euro mit häkeln, stricken und nähen.
Was die Hamburger Designerin Sibilla Pavenstedt 2008 als soziales Projekt initiierte, eröffnet vielen ausländischen Frauen in der Zwischenzeit ganz neue berufliche Perspektiven. Wohnortnahes Arbeiten im Ausbildungsatelier, aber auch zu Hause und das bei freier Zeiteinteilung und Arbeitszeitwahl ermöglicht den Frauen von Made auf Veddel ein Leben, in dem Familie und Arbeit vereinbar sind. Sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse bringen zusätzliches Familieneinkommen und verhelfen den Teilnehmerinnen an dem Projekt zu einem besseren Status in- und außerhalb ihrer Familien und zu mehr Eigenständigkeit.
Die Idee, die hinter dem Projekt steht, ist eigentlich ganz einfach: Aus ihren Herkunftsländern, zum Beispiel der Türkei, bringen die Frauen traditionell ein großes Talent und eine hohe Kunstfertigkeit für Handarbeiten mit; durch professionelle Ausbildung und Begleitung werden daraus hochwertige Accessoires, Kleidungsstücke und Kollektionen entwickelt. Die ausgezeichnete Qualität und ein professionelles Marketing steigern die Nachfrage nach den Produkten. Nebenbei lernen die Teilnehmerinnen an dem Projekt die deutsche Sprache und erhalten Unterstützung unter anderem beim Umgang mit Behörden.
Organisiert wird das Bildungs- und Ausbildungsprojekt von Made auf Veddel e.V. zu dem auch die gemeinnützige GmbH MaV Productions gehört. Diese Struktur stellt sicher, dass von immer mehr Unternehmen Aufträge angenommen und durchgeführt werden können und sorgt für den Schutz der Arbeitsverhältnisse, wie zum Beispiel für eine Bezahlung oberhalb des Mindestlohnes. Die Gewinne nach Abzug der Löhne und sonstiger Kosten kommen widerum ausschließlich dem gemeinnützigen Verein zu Gute und werden in Aus- und Weiterbildung investiert.
Mittlerweile ist Made auf Veddel ein sogenanntes Produktionslabel. Während die Frauen anfänglich nur die Muster lieferten und Pavenstedt die Ideen für Farben und Material beisteuerte, wirken sie heute am Design und an der Selbstverwaltung mit. Jedes Produkt ist neben dem Label auch mit dem Namen seiner Produzentin versehen.
Die integrative Wirkung von Made auf Veddel hat sich nicht nur unter den Frauen auf der Veddel herumgesprochen. Durch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wie Alsterhaus und der Ostfriesischen Tee Gesellschaft sowie durch besondere Netzwerkveranstaltungen haben es Sibilla Pavenstedt und die Produzentinnen von Made auf Veddel geschafft, sich eine breite Fangemeinde in Hamburg zu aufzubauen. Der Verkauf von Weihnachtskugeln in dem berühmten Kaufhaus, die Verleihung eines Sonderpreises für Integration durch die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte oder die Teilnahme am Rahmenprogramm zu verschiedenen verkaufsoffenen Sonntagen in der Innenstadt sind Gelegenheiten für die Frauen von Made auf Veddel, sich und ihre Produkte stolz zu präsentieren. Schon lange sind ihre Erzeugnisse kein Geheimtipp mehr.
Den Sprung in die Stadt hat Made auf Veddel schon lange geschafft. Für den Sprung in die HafenCity sorgt jetzt Jochen Spethmann. Der Chef der Ostfriesischen Tee Gesellschaft und die Designerin bringen ein gemeinsames Projekt in das Meßmer Momentum: Teekannen von Meßmer, die von Made auf Veddel mal witzig, mal klassisch aber immer hochwertig und unkonventionell umhäkelt wurden. Zu sehen und zu kaufen gibt es die Produkte, die bei der „Goldenen Tea Time“ im Meßmer Momentum in einer fulminanten Veranstaltung im Stil der 1920er-Jahre vorgestellt wurden, nun auch in der HafenCity. CF
Weitere Informationen gibt es im Internet: www.messmer.de/made-auf-veddel.