Marquard & Bahls kommt in die HafenCity
Nachhaltiger Neubau für 700 Mitarbeiter an der Shanghaiallee
Der Entwurf für die neue Unternehmenszentrale von Marquard & Bahls in der HafenCity besticht den von ewig-roter Backsteinromantik inzwischen gelangweilten Beobachter durch die elegante gräulich rote Fassade. Der Bau am Brooktorfleet soll Heimat mit Platz für Zuwachs für aktuell 400 und später 700 Mitarbeiter der 1947 gegründeten Firma werden. Marquard & Bahls ist einer der führenden unabhängigen Mineralöl-Großhändler in Nordwest-Europa und weltweit der zweitgrößte Anbieter von kommerziellem Tankraum mit Standorten in Nord- und Südamerika, Europa, Asien und im Mittleren Osten. Weltweit gibt es rund 7.000 Mitarbeiter; die Unternehmenszentrale ist bisher über mehrere Standorte in der Hamburger Innenstadt verteilt. Doch zuviel Euphorie ist bei der Fassade nicht angesagt warnt ein Kenner der Vorlieben des Hamburger Oberbaudirektors Jörn Walter. „Nur weil die Fassade im Wettbewerb diese Farbe hatte heißt es noch lange nicht, das später nicht doch noch roter Backstein vom Himmel fällt.“
An dem Architektenwettbewerb für das Baufeld 65 nahmen neun Büros, darunter aus den Niederlanden und Österreich, teil. Das Preisgericht entschied sich einstimmig für den Entwurf von Gewers & Pudewill aus Berlin als Sieger. Der Entwurf reagiere sehr feinfühlig auf den Stadtraum und setze die richtigen Akzente, so die Begründung der Jury. Besonders hervorzuheben sei die dreigeschossige Öffnung entlang des Brooktorhafens, die das innere Atrium mit dem Stadtraum verbindet und einen gut nutzbaren „Stadtbalkon“ ausbildet. Insgesamt sei das Gebäude flexibel nutzbar. Die Erdgeschossbereiche an der Shanghaiallee werden als Ladenzone gestaltet. Natürlich –oder auch endlich – ist bei dem Entwurf auch ein Anleger für die Wasserseite vorgesehen, da dass siegende Architektenteam aber aus Berlin kommt haben die Architekten natürlich Ebbe und Flut vergessen – Nachbesserungsbedarf, der sicherlich auch noch anderer Stelle notwendig sein wird. Die Vorstellung der Entwürfe durch Jörn Walter im Kesselhaus glich dabei stellenweise einer Schulstunde für die anwesenden Architekten der Entwürfe – ob diese auch soviel Spaß an der Kritik des Oberbaudirektors hatten wie die anwesenden Presseleute darf aber bezweifelt werden. Jörg Walter von Marquard & Bahls – weder verwandt noch verschwägert mit dem Oberbaudirektor – zeigte sich aber sehr zufrieden: „Der preisgekrönte Entwurf verkörpert in nahezu idealer Weise unseren Leitsatz ‚unabhängig – solide – eigenwillig‘. Wir wollen durch den Neubau unserer Unternehmenszentrale nicht nur alle Mitarbeiter in Hamburg unter einem Dach vereinen, sondern durch neue Kommunikationsstrukturen auch intern Synergien erzielen.“
Ein Aspekt ging im allgemeinen Freudigkeitsgetöse aber fast unter: Zusammen mit Marquard & Bahls haben inzwischen eine ganze Reihe von Unternehmen ihre Baugrundstücke über die Hintertür der Wirtschaftsförderung erhalten, auf direktem Weg und ohne Ausschreibung oder Wettbewerb durch den Markt. Es sei ihnen gegönnt, ist es doch zum Wohl aller, doch einen ähnlichen Weg für die vielen auf vernünftige Baugrundstücke wartenden Wohnungsbauinteressierten gibt es nicht. Da müssen sich alle durch endlose Wettbewerbe, Auflagen und Hindernisse quälen und die Unternehmen nehmen die Abkürzung – Da fehlt eine wirkliche Gleichbehandlung.