Meerstadt statt mehr Stadt
Von allem Etwas direkt an der Elbe: Kreuzfahrtschiffe, Shoppen, Wohnen, Arbeiten und Entertainment
Die einen freuen sich, die anderen fürchten sich – kein Neubauprojekt teilt die Hamburger Einzelhändler, aber auch Politik und Bürger so sehr in zwei Lager, wie dieses: Die Rede ist vom Bau eines der größten Einkaufsquartiere in Norddeutschland, dem Südlichen Überseequartier in der Hamburger HafenCity.
Hier plant Unibail-Rodamco Germany, das führende Shopping Center-Unternehmen in Deutschland, eines der größten Bauprojekte seiner gesamten Unternehmensgruppe. Rund 1 Milliarde Euro will das Mutterunternehmen mit Sitz in Frankreich, größtes börsennotiertes Unternehmen Europas im Bereich Gewerbeimmobilien, in Hamburg investieren. Aber es soll mehr als ein Einkaufstempel in der HafenCity entstehen, viel mehr soll hier städtebaulich ein neues urbanes Zentrum gebaut werden, mit rund 400 Wohnungen, Büro- und Freizeitflächen, einem Kreuzfahrtterminal, drei Hotels und Einzelhandelsflächen mit etwa 200 Shops.
Die Kerncity Hamburgs fürchtet, dass sie ihre Kunden an ein innovatives Einkaufsquartier mit Parkplätzen direkt im Untergeschoss verliert. Besorgte Bürger sprechen von Gigantomanie und städtebaulichen Verfehlungen. Investor und Stadt sind sich hingegen einig, dass das Überseequartier in erster Linie eine Ergänzung zur Hamburger Innenstadt ist und Hamburger Tradition mit Neuem verbinden wird. So wünscht sich Hamburgs Erster Bürgermeister einen „maritimen kilometerlangen Boulevard“, der aus der City kommt und die gesamte Innenstadt bereichert, „mit Höhepunkt im Überseequartier“.
Das zentrale urbane Quartier mit seinen 14 Gebäuden soll der HafenCity ein ganz neues Gesicht geben. Genau das beklagen seine Kritiker: die überdimensionierten Gebäudeensembles führten zu Verschattungen, Windbeschleunigungen und Versperrung der Sichtachsen auf die Elbe.
Sicherlich ein kluger Zug für eine gute Nachbarschaft, dass Unibail-Rodamco Anfang April nicht nur zum ersten Spatenstich Politik und Wirtschaft, sondern am gleichen Tag abends auch die Anwohner zum Nachbarschaftsfest eingeladen hatte. Im Partyzelt, das mit großen Visualisierungen zum Bauvorhaben ausgestattet war, stand die Führungsriege des Investors für sämtliche Fragen rund um das Milliardenprojekt zur Verfügung.
In diesem Frühjahr beginnen die Bauarbeiten mit dem Aushub der Baugrube, Anfang nächsten Jahres soll es dann in die Rohbauphase gehen. Ende 2021 sollen die 260.000 Quadratmeter Grundfläche mit allen 14 Gebäuden dann fertiggestellt sein. n TEN
Gut vier Jahre werden die Arbeiten dauern