Monika Breuch-Moritz
40 Jahre im Dienste von Forschung und Schifffahrt
Eigentlich wollte sie Astronomie studieren – der Himmel hatte Monika Breuch-Moritz schon als Kind derart fasziniert, dass sie ihren Klassenkameradinnen Vorträge über Sterne und Wolken hielt. Es war ihr Mathematiklehrer, der der jungen Abiturientin diesen Traum ausredete: „Das geht nicht für ein Mädchen!“ Vielleicht wäre sie heute sonst Leiterin eines Planetariums und nicht die erste weibliche Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und damit Herrin der zentralen maritimen Behörde Deutschlands mit ihren rund 800 Mitarbeitern.
Erst der Himmel, dann das Klima und der Umweltschutz – Monika Breuch-Moritz hat den Schritt nie bereut. Anstatt Astronomie hat sie in Bonn Meteorologie studiert und die Liebe zum Wasser während eines zweimonatigen Aufenthalts auf einem Forschungsschiff im Tropischen Atlantik entdeckt. Das Leben als eine der ersten Frauen an Bord eines derartigen Schiffes fand sie toll, auch wenn sie mit den Worten begrüßt wurde: Frauen an Bord bringen Unglück. Eine 5.000 Meter lange Tiefseetrasse riss sich los und eine ozeanografische Messboje versagte ihren Dienst, ein wenig seekrank ist sie geworden, aber sonst ging alles gut, und das Projekt legte den Grundstein für die heutigen meist exakten Hurrikan-Voraussagen.
1976 beendete Monika Breuch-Moritz ihr Studium, und vor ihrer ersten Anstellung beim Deutschen Wetterdienst nutzte sie die Zwischenzeit bis zur letzten Stunde aus, um auf den Spuren von Alexander von Humboldt durch Südamerika zu reisen. An ihrer Seite ein junger Physiker namens Klaus, den sie in ihrer Studienzeit kennengelernt hatte und mit dem sie inzwischen längst verheiratet ist und einen erwachsenen Sohn hat. Ihre schönste Erinnerung an ihre erste große Reise gilt natürlich dem Himmel. An der höchsten Stelle der Anden, rund 5.000 Meter hoch, beobachteten die Reisenden die fernen Gewitter über dem Amazonasbecken, die Luft vibrierte, die Blitze zuckten, die oberen Kanten der Wolken entwickelten bizarre Formen. „Ich war noch nicht aus Mitteleuropa herausgekommen und einfach fasziniert von diesem Naturschauspiel, außerdem musste ich eine Studienweisheit korrigieren: Die Gewitter kamen nicht – wie ich es gelernt hatte – immer am Nachmittag, sondern in der zweiten Nachthälfte.“
Am 31. März stellte Monika Breuch-Moritz ihren Rucksack bei ihren Eltern zu Hause in Andernach ab, am 1. April vor exakt 40 Jahren begann sie beim Deutschen Wetterdienst, bei dem sie zehn Jahre blieb. 20 Jahre in Bonn beim Verkehrsministerium im Wetterdienst und in der Abteilung Schifffahrt folgten. Seit November 2008 ist Monika Breuch-Moritz Präsidentin des BSH in Hamburg. Der Umweltschutz im Seeverkehr war bereits im Ministerium eines ihrer Schwerpunktthemen – das ist geblieben. Weiterhin gehören zahlreiche Belange der Schifffahrt mit ihren Anforderungen und Auswirkungen zu den Aufgaben der Behörde, das sind – um nur einige zu erwähnen – die Ein- und Ausflaggung von Schiffen unter die deutsche Flagge, die Genehmigung von Offshore-Windparks, die Prüfung von Versicherungsnachweisen, die Vermessung von Wassertiefen und die damit verbundenen Veröffentlichungen von amtlichen Seekarten sowie die Wracksuche in Nord- und Ostsee, Sturmflutwarnungen und, und, und … Fünf Schiffe sind in unterschiedlichen Funktionen für das BSH tätig.
Seit Ende letzten Jahres ist Monika Breuch-Moritz mit einer weiteren ehrenvollen Tätigkeit betraut worden: Für die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) fungiert sie in Deutschland als „Maritime Botschafterin“.
„In erster Linie möchte die IMO mit meiner Hilfe junge Menschen für Berufe in der Seeschifffahrt begeistern“, sagt sie. Dazu wird sie sich dafür einsetzen, dass die internationale Bedeutung der Schifffahrt und die Arbeit der IMO für Sicherheit und Umweltschutz in der deutschen Öffentlichkeit noch sichtbarer werden. Und immer wieder der Umweltschutz: Hier sieht die Präsidentin die Hauptherausforderung nicht in den hochentwickelten Ländern, die sich den Umweltschutz leisten können, sondern in den weniger entwickelten Staaten: „Die Entwicklungshilfe muss Umwelt und Wirtschaft koppeln, anders geht es nicht“, ist sie überzeugt, „ein Land, das im Krieg versinkt, interessiert sich nicht für Umweltschutz.“
1953 am Rhein geboren, lebt und arbeitet Monika Breuch-Moritz nun seit bald zehn Jahren an der Elbe. Aus ihrem Büro auf St. Pauli und aus ihrer Wohnung in der HafenCity genießt sie den Blick auf den Fluss, „wo das Wasser sich rauf und runter bewegt“. Die Alster wäre nichts für sie, das Kind vom Rhein braucht die Bewegung.
Monika Breuch-Moritz ist ein großer Fan der HafenCity. Sie beobachtet jede Veränderung mit Spannung und ist – wie sollte es bei einer derartigen Power-Frau auch anders sein – im Netzwerk des neuen Stadtteils im Vorstand engagiert. n DG