Montag an der Spitze
Joschka Fischer beim Körber Forum
Auch heute noch zieht Joschka Fischer Zuhörer in seinen Bann. Obwohl er nach eigenen Angaben nur noch „Privatmann“ ist, treffen die Analysen des ehemaligen Außenministers den Nerv der Zeit und seiner Zuhörer. Bei seinem Gespräch mit Georg Mascolo, Chefredakteur des SPIEGELs, vor vollen Zuschauerreihen an der Kehrwiederspitze, ging er auf zwei große internationale Krisenlagen ausführlich ein und äußerte sich kritisch zum Umgang der Bundesregierung mit der Euro-Krise: „Merkel und Schäuble agieren krisengetrieben. Wenn es nicht gelingt, die Krise zu bewältigen, wird der Preis, den wir alle zahlen sehr hoch sein.“ Auch auf die Bedrohung Israels durch den Iran ging er ein: „Der Iran wird Israel nicht angreifen, weil sie wissen, dass danach der Iran zerstört würde.“ Und dann fährt Fischer, dessen Ehefrau die Tochter eines iranischen Oppositionellen ist, fort: „Deren Motive sind nicht wirklich religiös, die wollen nur mit den Großen der Welt an einem Tisch sitzen.“ Deswegen begrüße er die „intelligenten Sanktionen der Amerikaner“. Etwas wortkarg gab sich der 64-Jährige bei der Frage nach seinen aktuellen beruflichen Engagements, und so ließ er es dabei bewenden, dass er durch die Gründung seiner Unternehmensberatung Joschka Fischer & Company 14 Arbeitsplätze geschaffen habe und darauf stolz sei.
Jeweils am letzten Montag im Monat diskutiert der Chefredakteur des SPIEGELs innen-, außen- und gesellschaftspolitische Fragen mit einem Politiker oder einem Vertreter der Wirtschaft. Die Veranstaltungen finden abwechselnd im SPIEGEL-Haus an der Ericusspitze und im Körber-Forum an der Kehrwiederspitze statt. Die Veranstaltungen werden live als Videostream gezeigt. Die nächste Veranstaltung mit Jean-Claude Juncker, luxemburgischer Premierminister und Vorsitzender der Euro-Gruppe, ist bereits ausgebucht. (CF)
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