Müll To Go
Der Lack blättert ab – ist die Nachhaltigkeit am Ende?
Am schlimmsten ist es nach einem Wochenende mit schönem Wetter: Müllhaufen, wohin der Wind die Pappbecher und Einwegverpackungen auch immer getrieben hat. Am Fuße von Treppen, in Häuserecken, an Bordsteinkanten und auch im Wasser der Hafenbecken. Ein altes Problem, das mit der zunehmenden Beliebtheit der HafenCity immer größere Ausmaße annimmt. Auch an weniger beliebten Stellen, den im Schatten liegenden Nordseiten der Promenaden, schlägt einem ein beginnender Hauch von Verwahrlosung entgegen. Unkraut, Hundehaufen, der Geruch von Urin und Glasscherben lassen einen um diese sowieso schon nicht beliebten Orte einen großen Bogen machen. Dabei schwant einem für die Zukunft nichts Gutes: Neben den Besucherzahlen werden auch die Kilometerzahlen der Promenaden noch um ein Vielfaches steigen, verbunden mit einem erhöhten Pflegeaufwand, um diese Vorzeigewege in Schuss zu halten. Spätestens mit der Eröffnung der Elbphilharmonie werden sich die Augen auch der internationalen Öffentlichkeit auf die HafenCity richten, und natürlich sucht man bei den zuständigen Stellen nach Lösungen und scheint die dafür Schuldigen identifiziert zu haben. Die Kosten für den steigenden Aufwand zur Reinigung soll auf die Promenadenanlieger umgelegt werden, denn diese sollten ja das größte Interesse an einem sauberen Umfeld haben. Dass diese darüber nicht sonderlich erbaut sind, liegt auf der Hand. Ein Souvenir-Shop oder klassische Gastronomie tragen zum Müllaufkommen auf den Promenaden allenfalls einmal eine durch den Wind verwehte Papierserviette – so es denn keine Stoffservietten gibt – bei.
Wer sich aber den Müll einmal genauer ansieht, wird feststellen, dass die Hauptverursacher meist gar nicht an den Promenaden selbst zu suchen sind, sondern eher an der Peripherie: Pappbecher, Plastiksalatschüsseln und Pizzakartons von Bäckereiketten sowie Pappeisbecher machen den Löwenanteil des vom Winde verwehten Unrats aus, Flaschen ergänzen das Portfolio, sind aber naturgemäß nicht ganz so anfällig gegenüber den Naturgewalten. Eine gerechte Lösung – wenn sie denn notwendig sein sollte – bei einer Kostenumlage sollte daher bei den Vertreibern von Einwegverpackungen ansetzen – sofern man in einem Stadtteil, der sich so gerne mit dem Etikett der Nachhaltigkeit schmückt, nicht ganz auf Einwegverpackungen verzichten sollte. Den 10 Cent, die ein Pappbecher mit Plastikdeckel kostet, stehen die Kosten, die für die Entsorgung der Allgemeinheit aufgebürdet werden, entgegen. Der Einkaufspreis von 25 Cent für einen Pizzakarton, der immerhin wenigstens komplett aus Pappe besteht, bedeutet natürlich einen ungleich höheren Entsorgungspreis für die öffentliche Hand. Bedruckte Porzellanbecher kosten im Einkauf zwischen einem und zwei Euro und ein dazu passendes Pfandsystem würde die Last auf die Verursacher umlegen und dazu prompt für leere Mülltonnen sorgen. Und mit ein wenig Wille lässt sich mit Sicherheit auch eine Lösung für das komplexere Problem der Pizzakartons finden. Eine Umlage auf die Anlieger ohne Rücksicht auf das Verursacherprinzip ist aber ungerecht und führt definitiv nicht zu weniger Müll.