Musik in den Häusern der Stadt

Wenn das Wohnzimmer zum Konzertsaal umfunktioniert wird ...
Wenn das Wohnzimmer zum Konzertsaal umfunktioniert wird ...
Gastgeber gesucht

Maike Schäfer hat eine spannende Aufgabe. Sie versucht in Hamburg Musiker und Menschen an einem ungewöhnlichen Ort zusammenzubringen, dort wo Musik meistens nur in Form von aufgezeichneten Konserven stattfindet – In Wohnungen. Diese ganz besondere Form von Hausmusik gibt es seit letztem Jahr in Hamburg, erfunden wurde das Festival aber in Köln . „Musik in den Häusern der Stadt“, eine Initiative des Kunstsalons Köln fördert junge Musiker  und arrangiert besondere Begegnungen mit Kunst und Künstlern . Seit zwölf Jahren gibt es diese Veranstaltungsreihe in Köln, letztes Jahr kamen Hamburg und Berlin dazu. Das pure Prozedere ist einfach: An fünf  Abenden Mitte November finden dieses Jahr in Häusern und  Wohnungen in Hamburg ganz intime Konzerte für eine begrenzte Anzahl von Gästen statt. Die Anzahl der Besucher wird durch die Kapazität der eigenen Räumlichkeiten bestimmt, in der Regel kommen um die vierzig Gäste. Sitzgelegenheiten können Bierzeltbänke oder bei den Nachbarn zusammengeliehene Stühle sein, das Erlebnis zählt. Den Zeitpunkt bestimmen die Gastgeber weitgehend selbst, vorgegeben ist der Festivalzeitpunkt, dieses Jahr vom 11. bis zum 15.November.

gibt es eindrucksvolle Erlebnisse
gibt es eindrucksvolle Erlebnisse
Letztes Jahr probierte Maike Schäfer das Konzept am eigenen Leib. Sie und ihr Mann Markus gehörten zu den ersten die unter diesem Label Gastgeber für einen Künstler in Hamburg waren. Regy Clasen war die Musikerin, die für ein paar Stunden die grossen Bühnen der Stadt gegen das Wohnzimmer der Schäfers tauschte. Gäste waren natürlich ein paar Freunde, aber zu einem großen Teil wildfremde Menschen. Wer jetzt erstmal einen Schrecken bekommt und denkt „Oh Gott mein Wohnzimmer“ täuscht sich.

Und ungewöhnliche Installationen zu betrachten
Und ungewöhnliche Installationen zu betrachten
„In den zwölf Jahren in Köln ist noch nie etwas passiert, die Gäste sind eher besonders höflich weil sie  wissen dass sie sich in einem Privathaushalt befinden“ sagt Maike Schäfers und erzählt von einigen Regy Clasen Fans, die hinterher mit der Sängerin auf dem Sofa saßen und die glücklichsten Momente ihres Lebens erlebten. Dabei ist die Musikrichtung nicht vorgeschrieben. Von Klassik über Jazz bis zum Pop ist alles möglich. Die Gastgeber äußern ihre Wünsche hinsichtlich der Musikrichtung und bekommen daraufhin vom Kunstsalon Künstlervorschläge. Grenzen werden allein durch die räumlichen Möglichkeiten gesetzt. Ein Klavierkonzert auf einem Flügel setzt,einen Flügel und die entsprechenden Räumlichkeiten voraus, und die NDR-Bigband passt auch nicht in die jedes Wohnzimmer. Dabei ist das Ziel eher die Förderung von jungen unbekannten Künstlern die „auf dem Sprung sind“, als, von gelegentlichen  Ausnahmen abgesehen, die Präsentation großer Namen.

Nicht nur in Wohnungen sondern auch an stimmungsvollen Orten wie dem Salon Privee im Carls
Nicht nur in Wohnungen sondern auch an stimmungsvollen Orten wie dem Salon Privee im Carls
In der HafenCity gab es im Rahmen dieses Festivals letztes Jahr ein Konzert im „Carls“. Die südafrikanische Sängerin Anri Coza trat im „Salon Privee“ auf. Diese Jahr wünscht sich die Organisatorin mehr Spielstätten in der HafenCity. „Gerade die HafenCity ist bisher nur durch die Architektur ihrer Häuser und das Elbphilharmonie–Projekt in aller Munde, aber dass hier auch Menschen wohnen, die kulturell interessiert und engagiert sind, ist  bisher außerhalb des Quartiers noch nicht bekannt. Es wäre eine gute Gelegenheit die HafenCity-Häuser und ihre Bewohner mal in einem ganz anderen Licht zu betrachten“. Was muß man also tun, um  im November Gastgeber für ein Konzert zu werden und wie werden die Künstler überhaupt gefördert? Maike Schäfer, die auch in der Jury für einen Theaterpreis (den Rolf-Mares Preis der Hamburger Theater) sitzt, gibt die Antwort: „Als  vor 12 Jahren für das Förderprojekt des Kunstsalons Köln Musiker befragt wurden, welche Art von Förderung sie sich wünschten, lautete deren Antwort: Preise und Stipendien gibt es ausreichend, was fehlt, sind vor allem im Nachwuchsbereich Auftrittsmöglichkeiten!

Die Organisatorin in Hamburg: Maike Schäfer
Die Organisatorin in Hamburg: Maike Schäfer
‚Musik in den Häuser der Stadt’ hat daraus eine grundsätzliche Tugend gemacht. Die Musiker bekommen Auftritte in einem ungewöhnlichem Rahmen mit hoher Aufmerksamkeit und eine kleine Gage, und der Gastgeber bekommt ein besonderes ( unvergessliches ! ) Konzerterlebnis in den eigenen vier Wänden .“. Die Konditionen für diesen Event sind festgelegt. Die Räumlichkeiten für das Konzert sollten mindestens vierzig Personen Platz bieten. Nach dem Konzert lädt der Gastgeber die Konzertbesucher und Künstler noch zu einem kleinen Empfang ein – mit Gelegenheit zur persönlichen Begegnung und einem Gespräch mit den Künstlern. Da es sich um ein rein privat finanziertes Festival handelt, beteiligen sich die Gastgeber auch in Form einer (steuerlich voll absetzbaren) Spende an den Kosten für Künstlergagen,
Technik etc. Private Gastgeber bekommen dafür im Gegenzug die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern
ihres Konzertes ausgezahlt.

Letztes Jahr Gast in ihrem Wohnzimmer: Regy Clasen
Letztes Jahr Gast in ihrem Wohnzimmer: Regy Clasen
Vor Veranstaltungsbeginn erhält jeder Gastgeber eine Gästeliste mit Namen und Anschriften und weiß so wer bei ihm zu Gast sein wird. Die Schirmherrschaft über das Festival hat in Hamburg im übrigen die Kultursenatorin Karin von Welck übernommen und die Zeitschrift Brigitte hat das Festival als eines von 25 Kulturhighlights in Europa 2009 empfohlen. Medienpartner ist der Sender „NDR-Kultur“.
Regy Clasen bei den Schäfers
Regy Clasen bei den Schäfers
Wer Interesse an einer Gastgeberschaft hat und gern mehr darüber wissen möchte, sollte sich möglichst bald bei Maike Schäfer melden. Tel. 0178 -637 33 91 oder schaefer@kunstsalon.de
Siehe auch www.kunstsalon.de