Paradigmen im Wechsel
Editorial
Manchmal braucht es externe Impulse um die gemeine Betriebsblindheit zu besiegen. Demnächst sind es acht Jahre in denen ich mich von innen intensiv mit der HafenCity beschäftige. Acht Jahre in denen es kein bisschen langweilig hier war, acht Jahre die immer noch nicht dazu geführt haben, dass ich nicht jeden Tag genossen hätte am Wasser zu leben, überall hin kurze Wege zu haben und fast immer ist irgendwo irgendwas los. Die Arbeit mit der Zeitung hat dem keinen Abbruch getan – dennoch ist ein Aspekt der intensiven Auseinandersetzung mit dem Stadtteil das man mehr damit beschäftigt ist das Haar in der Suppe zu suchen und zu finden als der normale psychisch gesunde Bewohner der HafenCity. In acht Jahren findet man dabei das eine oder andere Haar, sorgt aber auch gleichfalls dafür, das aus den Haaren nicht ein komplettes Gewölle wird. Doch man muss auch dabei aufpassen, das die Perspektive nicht auf Froschniveau absinkt – denn – die interne unterscheidet sich teils erheblich von der externen Wahrnehmung. Klar, es gibt auch die externe Fraktion, die die HafenCity eher gruselig findet, doch bei den Machern und Unternehmen genießt die HafenCity einen guten, wenn nicht sogar hervorragenden Ruf. Die geringe Leerstandsquote bei Büros und das Preisniveau bei Eigentumswohnungen sprechen da eine objektivere Sprache. Die HafenCity ist cool – und wird immer cooler. Schon gibt es nicht mehr genügend Flächen für Unternehmen die gerne ans Wasser ziehen würden, die Zahl der Events die irgendwo in der Nachbarschaft stattfinden wird unübersichtlich. Das dabei leerstehende Schaufenster das öffentliche Bild trüben sollte den Blick auf das Gesamte nicht beeinflussen – das große Ganze funktioniert und wird immer besser angenommen. Das dabei noch nicht der Stein der Weisen für die Erdgeschosse gefunden wurde – na und? Das kommt schon noch. Eine Lösung könnte die Konzentration auf die Kultur sein – die Erdgeschosse der HafenLiebe machen es vor. Vier Galerien haben sich dort inzwischen angesiedelt und könnten die Keimzelle für einen kommerziellen Kulturcluster bilden – Cool und Kultur: Cooltur! Da müssen nur noch die Vermieter mitspielen und Maß halten, denn auch die kommerzielle Kultur kann keine Mieten bezahlen wie sie noch verlangt werden.