Parks statt Parkplätze
Die HafenCity wird grüner
Man kann die Fortschritte jetzt jeden Tag verfolgen: Nach dem langen kalten Winter schreiten die Bauarbeiten für die nächsten beiden grünen Module für die HafenCity rasant voran. Am Grasbrookpark und am Lohsepark wird eifrig gepflanzt, Erde und Sand bewegt, Steine für Zierde und Abgrenzung gesetzt. Am deutlichsten ist der Fortschritt am Lohsepark zu sehen der zum 1.Mai zumindest mit einem Teilstück eröffnet werden soll. Rund um den Lohseplatz mit altem Baumbestand wachsen Hügel und Konturen im Rekordtempo aus der Industriebrache. Den Kern des ersten grünen Fleckens bildet der Gedenkort zur Erinnerung an die Deportation von tausenden Menschen, die während des zweiten Weltkriegs von hier aus in die Konzentrationslager gebracht wurden. Zum ersten Mai soll hier die Ausstellung „In den Tod geschickt“, die später hier ihren festen Platz finden soll, erstmals anlässlich des Kirchentages gezeigt werden. Noch steht die große blaue Lagerhalle einer kompletten Fertigstellung im Wege, doch der Druck auf den Pächter der Halle wächst – es besteht Hoffnung dass die Halle vor der vertraglich zugesicherten Pachtzeit abgerissen werden kann. Das was bis jetzt zu sehen ist, ist auf jeden Fall vielversprechend und die HafenCity kann sich auf eine halbwegs großzügige Grünfläche freuen. Ein ähnliches Lob gilt auch für den wesentlich kleineren Grasbrookpark – viel Gestaltungsfreude und der wesentlich größere Spielplatz werden nicht nur Kinder Freude bereiten. Die Eröffnung ist für den Spätsommer geplant, für ein Fest werden noch Mitstreiter gesucht. Klingt soweit doch gut, stutzig – oder entlarvend, ist nur folgender mitgelauschter Dialog einer Mutter mit ihrer halbwüchsigen Tochter: „Wo bist du gewesen?“ so die Mutter, die Tochter daraufhin „Auf der Wiese!“ – gemeint war der Sandtorpark, die liebevoll „Teletubbie-Wiese“ genannte Grünfläche an der Coffee-Plaza. Das Etikett „Wiese“ beschreibt treffend das Problem der sogenannten Parks in der HafenCity – sie sind schlicht zu klein um als solche wirklich wahrgenommen zu werden. Selbst der Lohsepark, der zwar als einziger wirklich diesen Namen das Etikett verdient, sieht jetzt kurz vor der teilweisen Fertigstellung alles andere als groß aus. Um sich dessen wahre Größe zu vergegenwärtigen hilft der Blick auf das Modell der HafenCity im Kesselhaus. Die jetzt noch unbebauten Seiten nicht nur zwischen dem Bahndamm und der Grünfläche sollen noch mit Gebäuden bebaut werden, darunter eine Schule. Auf der anderen Seite entsteht schon demnächst ein ganzes Wohnquartier. Die jetzt noch großzügige Anmutung wird sich schnell relativieren – aber immerhin nicht so stark wie beim Grasbrookpark. Hier ist die Wirkung der Bebauung gerade auf der Südseite im Modell geradezu erschreckend. Im Modell hat man Schwierigkeiten den Park überhaupt zu entdecken. Also bei aller Freude über zusätzliches Grün auch ein Wermutstropfen. Gerade beim Lohsepark hätte man sich nichts vergeben, wenn man den Park schlicht bis zum Bahndamm hätte bauen können.