Plagegeister laufen sich warm
Schlechte Zeiten für Arachnaphobie
Es gibt zwar keine sieben Plagen wie in der Bibel in der HafenCity, gefühlte vier sind für empfindsamere Gemüter aber mindestens schon vorhanden. Von Touristen und Falschparkern ist hier aber nicht die Rede, es geht mehr um den insektoiden Anteil der Plagen. Der schöne Frühlingsbeginn lockt sie aus ihren Winterverstecken, und der einsetzende erste Schwarm der Chironomidae, zu deutsch Zuckmücken, bietet erstklassische Voraussetzungen für Vermehrung. Für diejenigen unter den HafenCity-Bewohnern und Anliegern, die erst relativ frisch in dem Stadtteil am Wasser sind, vielleicht die erste Begegnung mit Mitbewohnern, die das Wohnen am Wasser ebenso schön finden wie sie selbst.
Erste Anzeichen für das kommende Geschehen sind schon da. Wer abends mit Licht in der Wohnung/Büro und offenen Fenster sitzt hat schnell eine vierstellige Anzahl von grünen Mitbewohnern bevorzugt an der Decke. Zuckmücken, deren Larven in der Elbe, den Hafenbecken und den Fleeten jetzt herangereift sind und durch die steigenden Temperaturen schlüpfen und schwärmen. An sich sind diese Mücken harmlos, ernähren sie sich doch von Nektar und Pollen und stechen nicht, doch ihre Rolle als Nahrungsquelle für die zweite Sorte von Mitbewohnern ist nicht unerheblich. Um die Zuckmücken aus der Wohnung fern zu halten hilft nur entweder Licht aus, oder Fenster zu. Sind sie erstmal in der Wohnung ist der Staubsuager das bevorzugte Hilfsmittel, alle rabiateren Methoden führen nur zu häßlichen grünen Flecken an Wänden und Decken.
Durch die reich gedeckte Tafel vermehren sich jetzt die Brückenspinnen enorm. Wer will es ihnen auch verdenken? Der Mensch tut sein Möglichstes um es ihnen recht zu machen. Mit jedem neu fertiggestellten Gebäude ein neuer großer Spielplatz mit Lampen, Brüstungen, Geländern und guten Verstecken. Wer jetzt denkt, dass diese Spinne eine neue Erscheinung an Deutschlands wassernahen Bauten ist täuscht sich. In nahezu allen Städten gibt es Vorkommen in Wassernähe, an der Ostsee ebenso wie am Rhein.
Auffällig werden die Vorkommen dann, wenn es kein oder noch kein Gleichgewicht zwischen Jäger und Beute gibt. Dazu kommen soziologische Faktoren. Innerstädtische Wohnen am Wasser ist erst in den letzten Jahren wieder modern geworden und früher eher ein "Privileg" von Hafenarbeitern und ärmeren Bevölkerungsschichten ohne Lobby.
Was also tun um die Spinnen im Zaum zu halten? Jeglicher Einsatz von Chemie verbietet sich von selbst, da meist der Sprüher mehr geschädigt wird als die Ziele und vom Himmel fallende Vögel auch kein schöner Anblick sind. Außerdem: Wer einseitig an einem System dreht, muß sich nicht wundern wenn es Nebeneffekte gibt. So tauscht man wenn es zu wenig Spinnen gibt die Spinnen gegen andere Insekten ein – schließlich ist das häufige Vorkommen der Spinnen im wesentlichen eine Folge der vielen Beuteinsekten der Spinnen in der HafenCity.
Es fehlen also Spinnenjäger in der HafenCity. In den Tropen würde man Geckos auf und in den Grundstücken halten, dafür sind die Temperaturen trotz wärmer werdenden Klima immer noch nicht warm genug. Bleiben als natürliche Feinde die Vögel. Hier kann durchaus noch gefördert werden, mit Brutkästen und mehr Büschen. Wer also weniger Spinnen vor dem Fenster haben möchte muß dafür sorgen, dass die Freßfeinde der Spinnen sich in der HafenCity heimisch fühlen – Oder mehr Fenster putzen oder putzen lassen – Das hilft auch. Erfahrungsgemäß sollte man aber ein,zwei Spinnen übrig lassen – die sorgen für Ruhe und Ordnung unter den Spinnen – lieber eine große als 100 kleine Spinnen.