Platzangst
Die Planungen für den Schulcampus am Lohsepark sind im vollen Gang – wohin mit den Schülern der weiterführenden Schule in den Pausen?
Sie sind wütend: die Eltern der Schüler, die die weiterführende Schule am Lohsepark besuchen sollen. Während sie noch in der sogenannten Phase Null in die Gespräche eingebunden waren und um Ihre Einschätzung und um Anregungen gebeten wurden, erfuhren sie erst zu einem späteren Zeitpunkt, dass auf dem Grundstück neben dem Schulneubau, auch Wohnungsbau geplant sei. Kleine Ursache, große Wirkung: die Konkurrenzsituation auf dem Grundstück soll durch einen großen Pausenhof auf dem Dach gelöst werden. Dagegen wehren sich nun die Initiative „Schulcampus“ und die bisher beteiligten Elternvertreter.
Die rechtliche Grundlage für die Planung bildet der Bebauungsplan HC 10, der nördlich der Versmannstrasse und östlich der Straße „Am Hannoverschen Bahnhof“ den Neubau einer Schule entlang des Park- und Gedenkbereichs und in der Nähe zu den Bahngleisen vorsieht mit der Maßgabe, „…lärmempfindliche Räume wie z.B. Pausenräume durch geeignete Anordnung der Baukörper zu schützen.“ Für den Schulhof sei zu gewährleisten, so der Bebauungsplan, dass durch die geeignete Anordnung der Baukörper, ein Pegel von 60 dB(A) am Tag nicht überschritten wird. Derzeit laufen die Gespräche zu den Ergebnissen eines städtebaulichen Gutachterverfahrens, dessen Ergebnis bis Redaktionsschluss nicht vorliegt. Tatsächlich sieht die Ausschreibung für das Gutachterverfahren vor, „… auf dem anspruchsvollen, an eine Bahntrasse angrenzenden Baufeld mit umliegend mehrgeschossig geplanter Bürobebauung …eine moderne und nachhaltige Schule mit einer Nettogeschossfläche von rund 13 100 m2 „ entstehen zu lassen, und, so die Ausschreibungsunterlagen weiter, „…verlangt die Lage an der Bahntrasse gesonderte Schallschutzanforderungen“. Soweit die technischen Termini für ein Schulneubau, das als Pilotprojekt „Clusterschule“ für 29 Mio. Euro in der HafenCity entstehen soll und mittelfristig für rund 1.500 Schüler im Ganztag ursprünglich einen ebenerdigen Schulhof mit rund 2.000 qm vorsehen soll. Geplante Lösung: ein Schulhof auf dem Dach, das den rechtlichen Anforderungen entsprechen soll. Die Elternvertreter, die das Projekt „Clusterschule“, d.h. hier lernen die Parallelklassen unabhängig von der Schulform Gymnasium oder Stadtteilschule räumlich nebeneinander, begrüßen, wehren sich entschieden gegen einen „Hauptschulhof“, der auf dem Dach angelegt ist. „Wir wünschen, dass die ursprünglich geplante Pausenfläche von 7.500 Quadratmetern ebenerdig zur Verfügung steht. Ein Schulhof auf dem Dach, der begrünt und auch bei Wind benutzbar ist, kann als Ergänzung sinnvoll sein“, so Anja Kaufmann, Vorstandsmitglied des Elternrates der Katharinenschule und ergänzt „…wir geben zu bedenken: gute Dachschulhöfe sind in Bau und Unterhalt viel teurer als gute ebenerdige Schulhöfe.“ Die HafenCity-Bewohnerin und Mutter eines 9-jährigen Sohnes kennt die Nachteile. „In der windigen HafenCity kann das nur eine Ergänzung sein. Gerade im Winter oder bei höheren Windstärken sind die Lehrer oft gezwungen, den Pausenhof auf dem Dach zu schließen, erzählt sie und ist überzeugt: „An der Bahnstrecke werden unsere Kinder auch durch den Lärm unzumutbar belastet“. Sie sind nicht gegen den geplanten Wohnungsbau, so Kaufmann. In einem urbanen Umfeld setzen die Eltern sich aber für ein angemessenes Lern- und Erholungsumfeld für ihre Kinder ein. „Wir brauchen ein „atmendes“ Schulgebäude, welches mit dem Stadtteil verbunden ist und das nach Schulschluss auch von Vereinen und von Nachbarn genutzt werden kann“, verlangt sie.
„Wenn unsere Kinder ganztags von 8 bis 16 oder 18 Uhr in der Schule sind, brauchen sie gute Freiflächen, nicht nur zum Austoben, auch zum Erholen, und keine dunkle Schlucht zwischen zwei massigen Gebäuden. Des Weiteren braucht die Schule potenzielle Erweiterungsflächen“, so begründet die Elternvertreterin den Widerstand gegen die derzeitigen Planungen. Auch aus dem Nachbarstadtteil Rothenburgsort werden Wünsche an die weiterführende Schule in der HafenCity geäußert. Neben der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind auch dort die Pausenflächen ein Thema. Moralische Unterstützung bekommen die Elternvertreter derzeit auch von der Politik. So bereitet die Bürgerschaftsfraktion der CDU derzeit eine Anfrage an den Senat vor und wird das Thema in den Schulausschuss einbringen. Und auch die Fraktion die Linke hält generell die Tendenz für falsch, öffentliche Flächen im Bereich des Schulbaus zu reduzieren. Die Eltern hoffen auch auf Unterstützung aus dem Stadtteil, denn „wir wollen für unsere Kinder keinen Schulhof, der von der Umgebung abgekoppelt ist“ so Anja Kaufmann. CF