Revival der Salonkultur

Volles Haus im Hafenclub an den Landungsbrücken
Volles Haus im Hafenclub an den Landungsbrücken
Dr. Ruth Geiger eröffnet den hafenSalon

Der Begriff „Salon“ steht erst einmal nur für „ein Empfangszimmer oder für den Saal eines repräsentativen Hauses“. Historisch gesehen jedoch steht der Begriff in Europa für eine verbreitete Form der intellektuellen Geselligkeit, die vor allem von wohlhabenden und gebildeten Frauen früherer Jahrhunderten, als Gastgeberinnen initiiert wurde (Quelle: Wikipedia). Salons befriedigten seit dem 17.Jahrhundert das Bedürfnis der Menschen sich zu informieren, zu unterhalten und auszutauschen. Im Zeitalter des Fernsehens und des Internets ist die Salonkultur nicht mehr öffentlich wahrnehmbar. Dieses soll sich jetzt ändern, wenn es nach Dr. Ruth Geiger und ihrem Team geht. Die Autorin, Moderatorin, Uni-Dozentin und Coach (um nur einige ihrer Aktivitäten zu nennen) erfüllte sich ein Traum. Sie eröffnete in den Räumen des ehrwürdigen Hafen-Klub Hamburg  ihren ersten „hafenSalon“ mit dem Thema „Wo geht es hin mit der HafenCity?“

Auch beim anschließenden Smalltalk blieben viele vor Ort
Auch beim anschließenden Smalltalk blieben viele vor Ort
„Also wieder eine der üblichen Veranstaltungen zur HafenCity“ konnte man denken, als die Einladung verteilt wurde. Weit gefehlt: Ziel dieser Veranstaltung war es nicht Vor-und Nachteile der HafenCity in einem internen Kreis zu diskutieren. Vielmehr ging es darum „eine Brücke zwischen Hamburg und der HafenCity zu schlagen“ so Frau Dr. Geiger. „Mein Bild von der HafenCity ist noch nicht fertig. Ich beobachte die Entwicklung des Stadtteils und bin häufig hier. Erstaunt bin ich immer wieder über die vielen Anti-Bilder, die in der Stadt über die HafenCity verbreitet sind. Da habe ich mir vorgenommen diesen Stadtteil aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Nicht mit den Augen einer Expertin, vielmehr aus Sicht der Menschen, die hier nicht leben.“

Christian Breitzke - Vorstand des Hafenclubs begrüßt seine Gäste
Christian Breitzke - Vorstand des Hafenclubs begrüßt seine Gäste
In der Tradition der historischen Salons ist es der gebürtigen Hamburgerin gelungen mit den Schwerpunkten „Architektur und Bauen“, „Wohnen und Netzwerken“ und „Kultur“ einen bunten Strauss an Informationen und Eindrücken zu vermitteln .Ihr Podium, das sich später den Fragen der über einhundert Anwesenden stellte, war „bunt“ gemischt.

Giselher Schultz-Bernd von der HafenCity Hamburg GmbH zitierte das Hamburger Abendblatt und las aus dem Artikel von Evelyn Holst vom 6. November vor, die darin in der HafenCity mehr sieht als „nur das größte städtebauliche Projekt Europas“. Mit der HafenCity wird aus Hamburg wieder eine Weltstadt! Oberbaudirektor Jörn Walter, der mit vielen Emotionen in den Köpfen der Zuschauer Bilder entstehen lässt, gibt zu, dass der Bau der Elbphilharmonie „in Kaltenkirchen sicher billiger gewesen wäre, aber längstens nicht so schön“. Er erinnert daran, dass Hamburg auf 8 km (vom Augustinum bis zu den Elbbrücken) ein neues, modernes Gesicht bekommt. Und der Pressesprecher von Unilever, Merlin Koene, erzählt stolz vom „schönsten Gebäude der Welt“, das in Spitzenzeiten von 2.500 bis 3.000 Menschen täglich besucht wird (am Wochenende sogar bis 5.000 Menschen täglich) und durch das jede Woche 20 bis 60 Journalisten geführt werden. Henning Weiss, der Manager des 25Hours-Hotels, der ein Designhotel nach dem Vorbild eines Seemannsheims baut und dabei so weit wie möglich mit Hamburger Firmen zusammen arbeitete, erzählte spannende Details, die neugierig machen auf die für April 2011 geplante Eröffnung. Geplant ist u.a. ein Mare-Kiosk, in dem Bücher aus dem Mare Verlage gekauft werden können.

Auf dem Podium Köpfe quer durch die HafenCity
Auf dem Podium Köpfe quer durch die HafenCity
Den Blick von außen auf das „Dorf HafenCity“ gaben die beiden Studentinnen der HafenCity-Universität Gisa Steffens und Malin Daginnus, die an einer Studie gearbeitet haben. Und auf die Frage von Ruth Geiger „was denn so besonders an der HafenCity sei“, von dörflichen Strukturen mit sozialer Kontrolle und einer starken Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil berichteten, die im Widerspruch zu den Vorurteilen: kalter Stadtteil mit reichen Bewohnern- steht. Wobei „nicht alle Bewohner diese Strukturen für sich in Anspruch nehmen wollen.“Susanne Wegener, die Vorsitzende des Netzwerk e.V. hätte bei ihrem Umzug von Steilshoop in die HafenCity nicht gedacht als Bewohnerin „ein solches Objekt des öffentlichen Interesses“ zu werden. „Die Rahmenbedingungen wie z.B. Gemeinschaftsräume und gemeinsame Innenhöfe sowie die hohe Anzahl an Nachbarn, die sich mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten in den Stadtteil einbringen, ermöglicht die vielen Aktivitäten“. Und „obwohl hier alles errichtet wurde, was versprochen worden ist, fehlt vielen Bewohnern noch etwas, sagte Tobias Gloger von ARTBLOCK. Der Pilot, der von Bonn nach Hamburg zog, ist der Ansicht, dass Netzwerke überbewertet werden und die Kultur in der HafenCity noch nicht angekommen sei. Er wünscht sich „Künstler auf der Strasse und in den Lokalen, sowie eine kulturelle Keimzelle z.B. in der Speicherstadt“. Kirsten Wagner von der Hamburgischen Kulturstiftung stimmt ihm zu und fühlt sich als künstlerische Missionarin, die an diversen –noch geheimen – Projekten für mehr Kultur in diesem Stadtteil arbeitet. Konkret wurde dagegen Bernhard Bertram, der Geschäftsführer von greencapital tv. Die Multimediaplattform mit Sitz in der Shanghaiallee 9 wird der erste grüne Internet-TV-Sender Hamburgs und beschäftigt sich vor allem mit den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Darunter bekannte und weniger bekannte Gesichter
Darunter bekannte und weniger bekannte Gesichter
Ein Potpourri an Fragen richteten die Zuschauer an das Podium. Hierbei stand z.B. die kritische Frage zu langen und unübersichtlichen Genehmigungsverfahren im Raum. Die für alle Hamburger interessante Frage, ob die Kosten für die Infrastruktur in der HafenCity durch die dortigen Grundstücksverkäufe gedeckt werden, beantwortete Oberbaudirektor Walter „… das Ziel ist eindeutig: am Ende der Reise soll eine schwarze null stehen“. Allerdings seien die Kosten für die Elbphilharmonie, für den Bau der U 4 und für die Schule nicht in dem Sondervermögen enthalten. Auch machen die wachsenden Kosten eine Überprüfung mancher Planung, z.B. beim Science Center erforderlich. Man wolle aber nicht auf diesen zentralen Baustein in der Gesamtkonzeption verzichten und suche deswegen nach alternativen Konzepten.

Wünsche nach mehr Blumen und einer besseren Verkehrsanbindung sowie ein Petitum für die Fortführung des Designermarktes im Unileverhaus wurden angebracht. Ein Bewohner bat eindringlich um eine bessere Zusammenarbeit mit den für das Thema Verkehr zuständigen Stellen. Denn die Anwohner können sich nur dann auf die Elbphilharmonie freuen, wenn die Verkehrsplanung ihre Interessen berücksichtige.

Und es ging durchaus zur Sache
Und es ging durchaus zur Sache
Nach zwei Stunden Information und Diskussion und einem Dank an Christian Breitzke (Vorstand vom Hafen-Klub e.V.) folgten die Zuschauer der Einladung von Ruth Geiger zum weiteren Austausch in dem Kuppelsaal.

Nächster hafenSalon zum Thema „ Neue Gründer in Hamburg“ am 17.02.2010 im Dock 56, Am Kaiserkai 56.

Stimmen und Stimmungen des Publikums am Ende der Veranstaltung wurden von der HafenCityZeitung „aufgeschnappt“

„ Eine sehr gut organisierte und spannende Informationsveranstaltung!“

„ Ich würde als ehemaliger Mitarbeiter eines Hafenbetriebes gern dahin ziehen, aber meine Frau möchte unseren grünen Vorort nicht verlassen“

„ Ich möchte nicht in die HafenCity ziehen,. solange dort noch so viele Baustellen sind.“

„ Interessant. Zum ersten Mal bin ich Bewohnern der HafenCity begegnet“

„ Eine sichere und kompetente Moderation. Bei der nächsten Veranstaltung bin ich wieder dabei.“

 

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