Rückbau der HafenCity ist beschlossene Sache
Anwohner kämpfen um ihren Stadtteil
„Die HafenCity bleibt!“, skandiert eine Gruppe von HafenCity-Anwohnern auf dem Vasco-da-Gama-Platz. Transparente werden hochgehalten, auf dem Strandkai und am Cruise Terminal wurden die blauen HafenCity-Flaggen gegen schwarze Fahnen ausgetauscht. Schwarz steht für Trauer, der Slogan zeigt die Wut. Was ist geschehen? Das, was schon längere Zeit befürchtet wurde, ist jetzt zur Gewissheit geworden: Wie uns aus sicherer Quelle bestätigt wurde, ist der Rückbau der HafenCity beschlossene Sache.
Wissenschaftler sind sich sicher: Die kleinen dunkelgrünen Frösche mit gerade mal einem Durchmesser von fünf Zentimetern sind die seit mehr als 100 Jahren als ausgestorben geltenden Kaiserkröten (lat. Caesaris Pelobatidae), die es nur in Hamburg gab. Und nun wieder gibt. Selbst die Tierfreunde unter den Anwohnern – und davon gibt es viele, wenn man bedenkt, dass auf einen HafenCity-Bewohner zwei Hunde kommen – sind entsetzt: Hunde ja, Kaiserkröten nein!Die Ausschreibung zur Bebauung des Strandkais wurde zum 30. März 2011 zurückgenommen – auf dem Strandkai soll der natürliche Lebensraum der kleinen Kröten wiederhergestellt werden. Und der besteht aus sich im Winde wiegendem Schilf und einem sandigen, mit Muscheln übersäten Boden. Doch damit hat das Drama noch lange kein Ende gefunden: Auch die von allen Hamburgern heiß ersehnte Premiere in der Elbphilharmonie wird buchstäblich ins Wasser fallen. In der Tiefgarage tummeln sich einige Kröten, die von der südlichen Kaimauer in unsere Elphi umgezogen sind. Doch hier heißt es noch: Glück im Unglück, denn die Fertigstellung des Gebäudes hat sich ja um einige Jahre nach hinten verschoben, und so muss man nicht die komplett fertiggestellte Philharmonie einreißen. Hier spart der Steuerzahler also einiges ein.
Auch den Dar-es-Salaam-Platz hat es noch nicht allzu schwer getroffen. Die geplante Vollbetonierung des Platzes wird ausgesetzt, und der Platz wird im Zuge des gesamten Rückbaus wieder in St. Annenplatz umbenannt – so hieß er auch schon im Hamburger Stadtplan von 1915. Statt Beton wird hier der alte Friedhof auferstehen; Blumen werden blühen und mit ihrem Duft die Bienen anlocken. Weitaus schlimmer trifft es die Läden, die noch nicht infolge des mangelnden Konzepts und Zulaufs schließen mussten, und vor allem die HafenCity-Anwohner: Sie werden dank der kleinen Kaiserkröte ab 2015 obdachlos sein. Denn ab 2015 soll der Originalzustand der Flächen wiederhergestellt sein – und damit alle Gebäude abgerissen werden.
Die Initiative „Die HafenCity bleibt“ ruft deshalb alle Anwohner und Freunde der HafenCity auf (und da sollten einige zusammenkommen, wenn man den Strom an Besuchern an den Wochenenden begutachtet), für den Erhalt des Stadtteils zu kämpfen. Zur Bekundung der Solidarität stehen schwarze „HafenCity bleibt“-Luftballons zur Verfügung sowie Transparente, die gut sichtbar an Fenstern und Türen befestigt werden sollen. Außerdem gibt es T-Shirts, Taschen und Haarspangen in entsprechendem Design. Für Hunde sind Halsbänder mit der Aufschrift „Auch wir wollen bleiben“ zu erwerben. Der Erlös vom Kauf dieser Produkte wird dem Tierpark Hagenbeck zur Verfügung gestellt, der sich bereit erklärt hat, die kleinen Kröten umzusiedeln und den Tierpark um ein kaiserkrötenfreundliches Gelände zu erweitern – das in der Nähe liegende Volksparkstadion bietet hierfür optimalen Grund und Boden. Und der HSV könnte sich in Zukunft mit dem FC St. Pauli das Millerntor-Stadion teilen.
Lösungsvorschläge gibt es genug. Hoffen wir, dass diese angenommen werden und die Anwohner nicht aus ihrer neuen Heimat vertrieben werden.