Schaufenster zum Atelier
Das neue Atelier der Künstlerin Lilia Nour am Kaiserkai zieht alle Blicke auf sich
Einen ungewöhnlichen Neuzugang in der Kunstszene gibt es am Kaiserkai 29 zu sehen: Die Künstlerin Lilia Nour hat nach acht Jahren Speicherstadt die alten Backsteinmauern mit modernem Ambiente getauscht und ihre Atelier-Galerie-Kombination in das Herz der HafenCity zu Füßen der Elbphilharmonie gelegt. In den Räumen des ehemaligen Kiosks will sie ihre Kunst und den Prozess der Schaffung ihrer Werke dem Betrachter näherbringen – was den Reaktionen der Passanten vor ihrem Schaufenster nach schon ziemlich gut gelingt. Dabei ist es ihr gelungen, das charmante Ambiente ihres Speicherstadtateliers authentisch in die hohen Räume zu transportieren, zur Freude der Spaziergänger und Passanten. Diese entdecken zuerst ihre eindrucksvollen großformatigen Bilder im Schaufenster, dann die Künstlerin, die an ihrem aktuellsten Werk meist direkt im Schaufenster arbeitet, und dann den Raum selbst, der halb Galerie und halb Atelier ist und in dem das Handwerkszeug der Künstlerin bis in vier Metern Höhe an der Wand präsentiert ist und natürlich auch benutzt wird.
Von Zeit zu Zeit traut sich dann auch ein Schaulustiger die Schwelle von draußen nach drinnen zu überwinden und die Bilder aus der Nähe zu betrachten oder sich auf ein Gespräch mit der Künstlerin einzulassen. Kunstsinnige und Neugierige aus aller Welt haben so schon die HafenCity von einem gänzlich unerwarteten Blickwinkel kennengelernt. Neben ihren eigenen Werken bearbeitet die gelernte Restauratorin auch Bilder anderer Künstler. Hier wird ein Riss kaschiert, dort die Leinwand auf einen neuen Keilrahmen aufgezogen, Handwerk zum Zusehen. Für die eher schüchterne Künstlerin ist der neue Arbeitsplatz die Erfüllung eines Lebenstraumes und zugleich ein Gewöhnungsprozess, obwohl sie das öffentliche Arbeiten aus der Bespielung von Temporärflächen schon kannte. Aber die Distanz zwischen Künstler und Publikum war noch nie so gering wie hier in ihrem Lebensmittelpunkt. Sichtlich Spaß macht ihr die Interaktion mit dem Publikum, zumal die unmittelbare Reaktion auf ihre Bilder ungleich ehrlicher ausfällt als bei einem geladenen Vernissagepublikum. Spontanes Staunen ersetzt den Applaus und wirkt extrem motivierend.