Schifffahrt wie vor 100 Jahren

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Frachtsegler ELFRIEDE transportiert Äpfel über die Elbe

Am 27. August 2016 macht sich der Ewer ELFRIEDE aus dem Museumshafen Oevelgönne in Hamburg auf den Weg nach Freiburg/Elbe. In dem kleinen Hafen, malerisch zwischen den Städten Stade und Cuxhaven im Kehdinger Land gelegen und nur bei Hochwasser über einen Priel zu erreichen, wird der 27 Tonnen verdrängende, 112 Jahre alte Traditionssegler am Kai vor dem historischen Kornspeicher festmachen. Am Sonntag, den 28. August wird die ELFRIEDE im Rahmen des „Apfelfest“ zur Saisoneröffnung der Apfelernte um 12:00 Uhr durch Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatsekretär und dem Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Gerhard Schwetje, eine Ladung Äpfel an Bord nehmen und die vitaminreiche Fracht anschließend nach Hamburg segeln. Die ELFRIEDE und ihre ehreneamtliche Besatzung knüpfen dabei an eine weit über 100 Jahre alte Tradition an, als die Ewer auf der Niederelbe noch das gängige Transportmittel für Frachten waren. An den darauffolgenden Wochenenden werden die Äpfel in Oevelgönne direkt vom Schiff gegen eine Spende für den Erhalt des rüstigen Seglers an die Besucher des Museumshafens abgegeben. Für die Erfrischung der Gäste wird an Ort und Stelle gepresster Apfelsaft angeboten.

 

Apfel02_komprimiertVor mehr als 100 Jahren segelten Ewer auf der Elbe in großer Zahl und transportierten dabei unterschiedlichste Fracht. Nach der im 19. Jahrhundert üblichen Holzbauweise setzten sich um die Jahrhundertwende zunehmend auf genietete Eisenrümpfe durch, wovon ELFRIEDE eines der letzten erhaltenen Exemplare ist. Ab den 1920er Jahren wurden viele Ewer mit einem Hilfsmotor augerüstet, wobei die Unterkunft des Schiffers dem Motorenraum weichen musste. Der Rumpf wurde häufig verlängert und später die Segel ganz entfernt. In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg hat die ELFRIEDE Fracht von den Häfen der Niederelbe über Flüsse und Kanäle sogar bis Berlin transportiert. In den 1990er Jahren wurde ELFRIEDE nach einem wechselvollen Schicksal weitgehend in den ursprünglichen Zustand zurückgebaut und wieder als Gaffelsegler getakelt. Heute befindet sich das Schiff im Eigentum des Altonaer Museums und ist im Museumshafen Oevelgönne beheimatet und wo es von einem etwa 40 Museumshafenmitglieder zählenden Freundeskreis gepflegt und gesegelt wird. Es ist der einzige noch fahrende Ewer, dessen Laderaum im Originalzustand ohne Innenverkleidungen erhalten ist. Bei Veranstaltungen in Häfen finden neben „Open Ship“ auch Lesungen, Kindertage und vieles andere mehr statt.