Schluss mit lustig?
Bauverbot oder Landstrom?
Das Thema Landstrom begleitet die Hafenentwicklung und die HafenCity seit Jahren. Neben Umweltaktivisten machen die Abgase des Schiffsverkehrs unter unterschiedlichsten Aspekten zunehmend Anlieger, die Politik und auch die Reedereien besorgt. Die Reedereien fürchten höhere Auflagen und die damit verbundenen Kosten, die Politik will am Ball bleiben, und Anlieger machen sich Sorgen um ihre Gesundheit. Vor diesem Hintergrund gab es im Oktober gleich zweimal Grund, sich mit dem Thema Landstrom zu beschäftigen. Zwar beschied 2008 ein Gutachten des Germanischen Lloyds dem häufig kolportiertem Landstrom schon eine Abfuhr, dennoch gibt es weiteren Klärungsbedarf. Bei einem Antrag der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft wurde eine Offenlegung aller Gutachten zum Thema gefordert. Interessante Information am Rande: Im Zuge der Bauleitplanung für die HafenCity wurde im Rahmen einer Immissionsprognose die Überschreitung von EU-Grenzwerten für die Schadstoffe NO2, SO2 und in höheren Geschosslagen auch PM10 vorhergesagt.
Aktuell werden zwar keine Überschreitungen gemessen, durch die zunehmende Bebauung kann aber die Abströmung von Luftschadstoffen behindert werden und die Luftbelastung erhöht. Mögliche Folge wäre ein Verbot der Wohnbebauung in der östlichen HafenCity. Vor diesem Hintergrund bietet Aida Cruises der Stadt Hamburg Hilfe an: Sie will gemeinsam mit der Stadt Hamburg die beste Lösung bei der Einführung von Landstrom für Kreuzfahrtschiffe im Hafen suchen. „Wir stellen unser gesamtes Know-how zur Verfügung und bieten eine aktive Mithilfe bei der Entwicklung und dem Einsatz einer besonders umweltfreundlichen Energieversorgung für Kreuzfahrtschiffe im Hafen an“, sagt Michael Thamm von AIDA. „Der Hamburger Hafen kann eine Vorbildfunktion für die Entwicklung des besten Landstrom-Konzeptes in ganz Europa übernehmen und damit Maßstäbe setzen.“ Die Flotte der Rostocker Reederei ist bereits heute für den Einsatz von Landstrom ausgerüstet. Für die umweltfreundliche Versorgung mit Landstrom ist es entscheidend, dass der Strom an Land noch effizienter und sauberer erzeugt wird, als mit den sehr modernen Anlagen an Bord der AIDA-Schiffe.
AIDA Cruises bietet an, dass Experten des Unternehmens die Stadt Hamburg unentgeltlich technisch beraten und das Projekt bis zur Einsatzreife begleiten. AIDA Cruises ist an Forschungsprojekten wie dem von der Bundesregierung initiierten e4ships zur Entwicklung von Brennstoffzellen für den Einsatz auf Kreuzfahrtschiffen beteiligt. Für die nächste Schiffsgeneration ist der besonders umweltfreundliche Einsatz von Gas für den Betrieb von Dual-Fuel-Motoren geplant. Die Umwelthauptstadt wird – wie so häufig – nicht aus Eigeninitiative angetrieben, sondern der Druck von EU-Richtlinien beschleunigt das Handeln. Wie bei der jetzt doch wegen der hohen Schadstoffbelastung am Horizont stehenden Umweltzone in der Innenstadt ist auch der Hafen weitgehend auf externe Impulse angewiesen. Hamburg tut gut daran, alle Hilfe anzunehmen, die angeboten wird.