Sintflut auf dem Strandkai
Thalia spielt vor der Haustür
Wer dachte, beim gestrigen Aufbau von Containern auf dem Standkai beginnen Vermessungsarbeiten für die nächsten Bauprojekte, kann sich entspannt zurücklehnen.
Am 4. September beginnt eine maritime Spielzeit im Zelt des Thalia Theaters unter der Regie von Punk-Multitalent Schorsch Kamerun. Dieser verwandelt das Zelt in ein Schiff der Träume: In dem Stück „Vor uns die Sintflut“ finden auf einer musikalisch-dekadenten Luxuskreuzfahrt eigentlich unmögliche Begegnungen statt – außer man verwechselt Reisepässe und vertauscht Klassenzugehörigkeiten. Der Regisseur versetzt sein Ensemble in eine außerplanmäßige Konfliktsituation: Was passiert, wenn plötzlich Schiffbrüchige an Bord Zuflucht suchen? Und was, wenn dann ihre Auslieferung verlangt wird? Sich selbst retten oder die blinden Passagiere? Wo hört altmodische Meuterei auf und wo beginnt moderne Piraterie? Mit musikalischer Unterstützung einer Band samt Chor möchte Kamerun mit dieser Uraufführung zu neuen Ufern aufbrechen.
Aus dem Inhalt des Stückes: Eine illustre Gesellschaft hat sich an Bord eines Luxusdampfers versammelt. Doch wo wollen all’ diese tollen Leute eigentlich hin? Ihre letzten Mittel mussten sie für die geheimnisvolle Fahrt jedenfalls nicht hergeben. Sie wissen, sich elegant zu kleiden, schätzen die französische Küche und sind es gewohnt, bedient zu werden. Die Sänger, Tänzer, Künstleragenten und (Möchtegern-)Bohémiens beschäftigen angegriffene Stimmbänder mehr als der bevorstehende Flüchtlingsansturm auf die Tore Europas. Selbst der ebenfalls auf dem Schiff anwesende Reise-Reporter fühlt sich stärker zur genauen Beobachtung junger Schönheiten berufen, als sich für die internationalen Krisenlage zu interessieren. Nur eine rätselhaft modebewusste Dame scheint von der Welt außerhalb des Schiffssalons etwas mehr zu wissen als die passenden Tanzschritte zur Musik der nur vorgeblich aus Osteuropa stammenden Bordkapelle: „Tam, Tam, Tam… irgendwo da draußen wird an Zäunen gebaut, um die Festung zu sichern. Tag und Nacht.“ Was geschieht nun, wenn diese Zäune plötzlich durchlässig werden? Wenn sich der Chor der Heizer zur Flüchtlingsschar verwandelt und Einlass in die exklusive Schiffsgesellschaft fordert? Wenn der staatenlose Matrose, der seine Papiere verloren hat, zum unerwünschten Staatenlosen wird und zwischen Grenzen hin und her geschickt wird? Wenn die Balletttänzerin mit den Neuankömmlingen ein heidnisches Fruchtbarkeitsritual choreographiert und der Journalist einem junges Flüchtlingsmädchen in die Augen schaut?
Schorsch Kamerun, Mitgründer des Golden Pudel Clubs, begeisterter Sänger, Segler und Regisseur, führt mit den Thalia-Schauspielern, Musikern aus der Band „Die Goldenen Zitronen“, dem Kammerchor Altona und einem Überraschungsgast hier in der HafenCity ein Experiment durch: Was würde passieren, wenn sich Menschen begegnen, die sich sonst nie begegnen würden.
Premiere am 4. September (bereits ausverkauft), weitere Vorstellungen am 5., 8., 9., 10., 16., 18., 19., 23., 24., 25., 26., 29. und 30. September, jeweils um 19.30 Uhr sowie am 17. September um 17 Uhr. Karten zwischen 13,50 und 66 Euro.
Doch nicht nur die Kameruner „Sintflut“ wird im Zelt gespielt. Am Sonntag, 5. September, lädt das Theater-Zelt zu „Früh-Stücke“ ein, der Eintritt ist kostenlos. Am Sonnabend, 11.9. findet hier die Hamburger Theaternacht statt und am Tag darauf wird für Kinder ab 7 Jahren das Live-Hörspiel „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ aufgeführt. Weitere Stücke sind in Planung, Ende der Spielzeit ist am 16. Oktober. Karten und mehr Infos unter Tel. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de www.thalia-theater.de.