Sorgen und Nöte an der Elbphilharmonie
Klappbrücke im Fokus
Die Klappbrücke rückt mal wieder ins Zentrum des Interesses: Diesmal aber mal wieder nicht mit der unsäglichen Namensgebung, sondern mit den geplanten Umbaumaßnahmen, von denen im Moment niemand mit Bestimmtheit sagen kann, wann sie starten werden. Die Befürchtungen vor allem der anliegenden Geschäftsleute werden deswegen nicht geringer, sondern in Anbetracht der in weite Ferne rückenden Eröffnung der Elbphilharmonie immer größer. Viele von ihnen hatten sich auf eine Durststrecke bis zum Beginn der Aufführungen eingerichtet, keiner hatte aber damit gerechnet, dass mehr als drei Jahre ins Land gehen werden. Die jetzt befürchteten einjährigen Bauarbeiten und die damit verbundene Sperrung gehen bei vielen endgültig an die Substanz. Zur Erinnerung: Die Sandtorhafenklappbrücke soll auf das Niveau des Vorplatzes der Elbphilharmonie gebracht werden und wird zu diesem Zweck demontiert, die Klapprichtung wird geändert und die Brücke saniert.
Die Arbeiten sollen zwischen einem Dreiviertel- und einem ganzen Jahr dauern, während dieser Zeit ist die Elbphilharmonie nur über die Straße Am Kaiserkai oder per Fähre zu erreichen – sollte diese bis dahin den Betrieb aufgenommen haben. Der Dalmannkai wird zur Sackgasse, Gastronomie und Geschäfte von ihren Kunden abgeschnitten, die aus Richtung Sandtorkai kommen. Beim Mittagstisch machen diese Gäste bei der Gastronomie rund die Hälfte des Umsatzes aus. Ein Jahr mit der Hälfte des Umsatzes auskommen, ist für auch gut besuchte Restaurants und Bistros harter Tobak. Die Befürchtungen sind groß und so wird über mögliche Lösungsvorschläge nachgedacht, mit denen man die Stadt dazu bringen könnte, die Notsituation etwas zu lindern. Die Vorschläge gehen dabei von einem Fahrrad-Shuttle, über einen Gondeldienst bis hin zu einer kleinen Seilbahn über den Sandtorhafen. Das Problem bei einer Temporärlösung ist, dass sie auch die Belange der Schiffe im Traditionsschiffhafen berücksichtigen muss. Dabei liegt die kleine Lösung so nah: Die favorisierte Lösung des Senats sieht zurzeit bei Bedarf den Bau einer zusätzlichen Fußgängerklappbrücke vor, um die Sandtorhafenklappbrücke zu entlasten.
Kenner gehen davon aus, dass dieser Fall so oder so eintritt – daher rührt dann auch die Idee, die für alle Seiten die einfachste Lösung sein dürfte. Nicht hinterher die Fußgängerklappbrücke bauen, sondern vorher, und die Bauarbeiten erst dann starten, wenn die Fußgänger die kleine Brücke benutzen können. Für eine solche Entscheidung ist noch Zeit, die Bürgerschaft soll jetzt im Frühjahr über das Verkehrskonzept entscheiden und könnte in diesem Zuge genau diese Planungen bestätigen. Dann könnte sich die eigentlich eher suboptimale Idee der zweiten Brücke zum Vorteil verwandeln. Ein Jahr Sackgasse dürfte sich ziemlich negativ auf die wirtschaftliche Situation am Kaiserhöft auswirken und auch schlecht für die Außenwirkung der HafenCity sein. Kein Gewinn für Hamburg und eine einfache Lösung vor der Tür. Der derzeitige Defekt hat im Übrigen nichts mit der Bauzeit zu tun. Die Mechanik der Brücke soll nur repariert werden und sich ansonsten nichts ändern. Da kommt Neid auf die Londoner auf, deren ungleich größere Tower Bridge nur 90 Sekunden für eine Öffnung braucht.