Tagebuch eines außergewöhnlichen Katers
Die HafenCity-Abenteuer des Jimmy F.
Was bisher geschah: Jimmy bemüht sich seit Jahren, das Verhalten der Menschen zu verstehen. Was zuerst nur eine Überlebensstrategie war, die ihm kostenloses Essen und ein Dach über dem Kopf sicherte, entwickelte sich zu einem Abhängigkeitsverhältnis insbesondere gegenüber MaMa (Abkürzung für: Mach’ Mal schnell meinen Fressnapf voll). Immerhin ist es ihm gelungen, bestimmte menschliche Traditionen zu verstehen und für sich zu nutzen: MaMa erwartet an bestimmten Tagen Geschenke.
Eigentlich ticken Menschen sehr schlicht. Zumindest gilt das für die Frau, die sich meine Wohnung mit mir teilt. Wenn ich nett zu ihr bin, kann ich fast alles machen, was ich will. Leider weicht ihre Definition davon, was unter „nett“ zu verstehen ist, von meiner Übersetzung des Begriffs ab, und so kommt es immer wieder zu Missverständnissen und Problemen in unserer Beziehung. Auch das Lesen von einschlägiger Fachliteratur, zum Beispiel „Warum Kater nicht zuhören und Frauen keine Mäuse fangen können“, hat mir bisher nicht weitergeholfen. Wenn wir weiterhin zusammenleben wollen, müssen wir an unserer Beziehung arbeiten, und so schlage ich MaMa eine Kater-Mensch-Beratung vor. Die darauf folgende Reaktion hat mich dann doch entsetzt. MaMa kreischte, und kurz darauf liefen Tränen über ihre Wangen. Genau so geht es mir, wenn mir während einer von MaMas Partys ein Gast auf den Schwanz tritt. Oh nein! Schon wieder ein Missverständnis, MaMa hat keine Schmerzen; sie lacht mich aus. Enttäuscht und gedemütigt gehe ich ins Internet und google das Wort „Scheidung“. Stattdessen finde ich Infos zum Thema Trennungsunterhalt und gebe sofort das Vorhaben auf, mich von MaMa zu trennen. Wie soll ich von drei Salamistangen im Monat (mein Verleger hat mein Gehalt im Januar großzügig angehoben, nachdem ich angedroht habe, auch noch den zweiten Reifen seines Rennrades anzuknabbern) dieser Frau die Hälfte abgeben? Und was wird aus den Rücklagen für meine Altersversorgung? Scheidung ist somit keine Lösung, aber vielleicht kann ich sie austauschen? Sofort melde ich mich auf Elite-Kater.de an und fülle mein Profil aus: Gebildeter und vielseitig interessierter schwarzer Kater (NR) mit eigenem Fahrzeugpark sucht finanziell unabhängige und sehr nette Frau, die auch keine Missverständnisse mag, für ein gemeinsames sorgenfreies Leben. Bald wird sich jemand melden, und dann kann MaMa sehen, wo sie abbleibt. Für den Fall, dass sich auf meine Anzeige keine sehr nette Frau meldet, beschließe ich, MaMa zum Valentinstag (das habe ich in der Fernsehwerbung gesehen)ein Geschenk zu machen. Ich entscheide mich für etwas, das MaMa sich selber nie leisten würde: Ich jage für sie eine eiweißreiche Hausmaus! Danach mache ich mich auf den Weg zum Boulevard in der Hoffnung, dass mir dort das Geschenk kostenlos eingepackt wird. Ich weiß, dass MaMa gerührt sein wird – so weit kenne ich sie schon – und sie mir sicherlich auch gern ein Geschenk machen würde, wenn sie nur Zeit hätte, es zu kaufen. Also nehme ich ihr die Sorge – und ihre Kreditkarte – ab und kaufe mir selbst ein Geschenk: Mein Fahrzeugpark wurde heute um ein Motorboot ergänzt. So bin ich vor der nächsten Sturmflut sicher. Schnurr … (JF)