Tourismus immer noch im Aufwind
Musicals und Hafen ziehen
Auf dem Papier klingen die Zahlen gut: Mit einer Steigerung von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr bleibt Hamburg auch im 13. Jahr in Folge auf Wachstumskurs bei den Übernachtungen. Auch die Zimmerauslastung in den Hamburger Hotels steigt auf ein Rekordniveau von 75,8 Prozent – damit liegt Hamburg in Deutschland auf Position eins. Grund genug optimistisch auch für die Auslastung der 18 zusätzlichen Hotels zu sein, die bis zum Jahresende 2016 mit 7.500 Betten an den Start gehen – davon eine ganze Reihe im unmittelbaren Umfeld der HafenCity. Im Zeitraum von Januar bis Juni wurden 5,5 Millionen Übernachtungen gezählt und für das zweite Halbjahr erwartet die Hamburg Tourismus GmbH noch höhere Steigerungsraten. Andreas Rieckhof, Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, zu dem Ergebnis: „Das gute Halbjahresergebnis bestätigt, dass Hamburg im In- und Ausland immer stärker wahrgenommen wird und sich die zahlreichen Anstrengungen von Stadt und Privatwirtschaft lohnen. Das sind erfreuliche Entwicklungen für den Wirtschaftsfaktor Tourismus und die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen.“ Grund genug, sich zu freuen, und doch blicken zwischen den Zahlen auch Probleme für die Zukunft durch. Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH, geht zwar davon aus, das die Akzeptanz des Tourismus durch seine positiven Effekte auf die Wirtschaft in der Stadt hoch ist: „Die Bedeutung der Tourismuswirtschaft geht über Wertschöpfung und Arbeitsplatzeffekte hinaus: Tourismus schafft Lebensqualität zum Wohle der Menschen, die hier in Hamburg und der Metropolregion leben“, doch könnte er auch die Toleranz der Hamburger überschätzen. Schon rührt sich allenthalben Unwillen in der Stadt ob der hemmungslosen und nicht immer qualitätsmäßig hochstehenden Vermarktung. Die zunehmende Verballermannisierung der Stadtküste einschließlich St.Paulis findet immer mehr Gegner. Dabei lebt Hamburgs Mythos vom Flair vergangener Zeiten und arbeitet zu wenig an der Schaffung neuer Mythen, die abseits von Musicals und den Fassaden von Hafen und Speicherstadt nachhaltige Nachfrage für die Zukunft schaffen. Sollte das Publikum irgendwann einmal der Musicals und Kreuzfahrtschiffe überdrüssig sein, stünde die Branche in Hamburg schnell vor dem Nichts. Hamburgs Nähe zum Wasser bietet sich als Quelle neuer Mythen an, doch im Gezerre der Instanzen gehen Konzepte wie Hausbootsiedlungen, schwimmende Märkte und andere ungewöhnliche Ideen immer noch zu schnell baden.