Touristen!
Sonntags morgens – strahlend blauer Himmel – die Promenaden und Plätze sind schon voll von Menschen die schauen und staunen. Die Bewohner der HafenCity sitzen noch beim Frühstück oder beim Brunch, so ist es meistens auch bei uns. Unten auf dem Platz bleiben von Zeit zu Zeit die Menschen stehen und sehen zu uns hoch, manchmal gemütlich an ein Geländer gelehnt, manchmal mit der Kamera im Anschlag – minutenlang verharren sie so, es scheint fast so als gehöre es zum festen Besuchsprogramm.
Wir sehen von Zeit zu Zeit zurück. Manchmal wird hochgewunken, manchmal winken wir zurück. Eine Situation, an die man sich erstmal gewöhnen muß. Doch inzwischen können wir mit diesem Umstand umgehen, zwangsweise, denn dieser Zustand wird sich nicht mehr ändern, und erst ab dem sechsten Stockwerk ist man nicht mehr von unten sichtbar.
Erzählt man von dieser Situation in anderen Stadtteilen, bekommt man meistens zu hören: "Schrecklich, da könnte ich nicht wohnen", doch irgendwie gehörte diese Öffentlichkeit von Anfang an in der HafenCity dazu. Wer hier hergezogen ist, wußte schon von Erzählungen der ersten Pioniere von dieser Situation und insgeheim gehört dieses freizügige Wohnen für viele zumindest ein wenig zum Reiz der HafenCity, neben dem Wasser, der Stadtnähe und den wunderbaren Wohnungen.
Wo, wenn nicht in den bewundernden, ein wenig neidvollen oder auch abgeschreckten Blicken der Touristen bekäme man eine bessere Bestätigung seiner eigenen Wahl? Natürlich hat diese Toleranz auch Grenzen. Ausflugsboote mit Scheinwerferbatterien wie in Paris, oder die permanente Durchfahrt von Doppeldeckerbussen müssen nicht sein. Es reichen die Ansagen von „Hey lücht“ auf den Barkassen der Hafenrundfahrten, die schon morgens die „Wahrheit“ über die HafenCity und ihre Bewohner verkünden.