Transponderübergabe mit zwei Bürgermeistern
Zukunftsfähige Stadtplanung und Metropolentwicklung am Baakenhafen
Man kann sich darüber streiten, wer der eigentliche Star bei der akademischen Einweihungsfeier der HafenCity Universität Hamburg (HCU) war: Zwei Bürgermeister – Olaf Scholz und die zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dorothee Stapelfeld, der Ort selbst oder Ricky Burdett, seines Zeichens Professor für Stadtforschung und Direktor von LSE Cities (London). Burdett dürfte bei dieser Frage nicht schlecht wegkommen sein, denn sein Vortrag über die Metropolentwicklung der Zukunft war kurzweilig und packend und wartete mit interessanten Aspekten zur Olympiaplanung in London auf, die sicherlich seinen beiden Vorrednern Stapelfeld und Scholz einiges zu denken mit auf dem Weg gegeben haben dürfte. Nach der eher allgemein gehaltenen Reden von Olaf Scholz – auf Wunsch der HCU in Englisch – und dessen abschließendem Wunsch, dass die Absolventen der HCU zukünftig Probleme wie die bei der Planung der Elbphilharmonie verhindern mögen, ging Burdett auf die Herausforderungen ein, die auf die Metropolen der Zukunft zukommen.
An Beispielen wie Mexico City, London, Bogota und New York zeigte er in einer hervorragenden Präsentation welche Fehler bei der Stadtplanung gemacht wurden und von welchen Städten man lernen könne, wie man es richtig macht. Besondere Aufmerksamkeit dürften seine Erläuterungen zur Olympiaplanung in London gefunden haben. Er war dort der Chefberater für Architektur und Städtebau und brachte drei besonders erwähnenswerte Beispiele für die nachhaltige Ausrichtung der Spiele und wie sinnvoll die Investitionen in London genutzt wurden: Das London Aquatics Center, die Brücken- und Infrastrukturplanungen und das Olympische Dorf. Alle Nutzungen waren von vornherein für zwei Nutzungen geplant worden. Einmal für die Olympiade selbst, und dann für die Zeit danach. So wurde das von Zaha Hadid entworfene Schwimmzentrum so gebaut, dass die 15.000 Zuschauer fassende Ummantelung nach den Spielen einfach wieder entfernt werden konnte und ein gut nutzbares Schwimmbad für die nächsten Jahrzehnte zurück blieb. Bei den Brückenbauten ging man einen ähnlichen Weg: Neben einer bleibenden Komponente gab es jeweils auch eine temporäre, die auf die Besuchermassen ausgerichtet war und einfach wieder entfernt werden konnte. Die Vorteile der besser ausgebauten ÖPNV-Infrastruktur überzeugten Londons Stadtväter so sehr, dass die Planungen für den weiteren Ausbau gleich nach den Spielen weitergingen. Das olympische Dorf konnte komplett verkauft werden, ein großer Teil wurde vom Fond des katarischen Herrscherhauses gekauft – wieder erwarten konnte so ein kompletter Stadtteil fast zum Nulltarif für den Londoner Stadtsäckel gebaut und erschlossen werden.
Ein großer Wurf und eine große Aufgabe für London, die aber positive Auswirkungen für Jahrzehnte für die Stadtentwicklung hat. Ein Beispiel mit Modellcharakter und ein Vorbild für Hamburg? Die 400 geladenen Gäste der Feierlichkeiten lauschten jedenfalls gebannt. Begleitet wurde die Einweihung von kleineren Protesten: „Scheiße bauen können wir selber“ stand auf einem der Plakate, wohl als Anspielung auf die Kosten- und Bauzeitprobleme bei der HCU selbst, die schon jetzt wieder aus allen Nähten platzt und Räumlichkeiten in der Nähe anmieten muss.