Über den Himmel und die Hölle
„Ein letzter Kontrollgang durch die Wohnung. Eigentlich gab es für ihn nichts mehr zu tun. Elf Messerstiche in den Rücken. Der Ort. Das Opfer. Alles passte. Vielleicht das noch: eine spontane, kreative Note. Warum nicht? Ein kleiner Wink. Ein Hinweis durch die Zeit. Ein Geistesblitz. Er zog einen Stift hervor, markierte in der Fernsehzeitschrift im Wohnzimmer eine Sendung. Kicherte zum wiederholten Mal. (…) Selbst im Stiegenhaus war sein Kichern zu hören, aber niemandem fiel es auf. Niemand würde sich später daran erinnern können. Alles schlief.“
Graz. Im Freilichtmuseum Stübing wird eine ermordete Frau aufgefunden, deren Herz verschwunden ist. Der Anfang einer mysteriösen Mordserie, die Kommissar Armin Trost aufklären muss. Armin Trost hat neben den Morden aber noch andere Probleme. Seine Ehe steht vor dem Aus, seine Frau ist aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen, er selbst hat sich in ein Baumhaus in seinem Garten zurückgezogen. Außerdem ist sein Kollege Johannes Schulmeister spurlos verschwunden, und Trosts Versprechen, den Verschwundenen zu finden, lässt sich nicht einhalten: „Die ganze Welt auf den Kopf stellen. Bis der Himmel unter Graz verschwindet und die Hölle über der Stadt lodert. Früher würde er nicht aufgeben.“ So hatte er es Schulmeisters Frau Roswitha zumindest gegenüber verkündet.
An Trosts Seite ermittelt die schöne Kollegin Annette Lemberg. Heimlich vergöttert sie den introvertierten und unberechenbaren Kollegen und wird selbst von einem Verehrer verfolgt, einem Kollegen aus einem anderen Dezernat, den alle nur „den Grafen“ nennen. Er taucht an jedem Tatort auf – weil er Annette Lemberg stalkt? Schnell findet er sich auf der Liste der Verdächtigen wieder, auf der auch Professor Tadelmann steht, der Experte für historische Mordfälle. Mit Professor Tadelmann erörtert Trost die Taten des „Herzerlfressers“, der in den 1780er-Jahren sein Unwesen in Graz trieb und die Herzen seiner Opfer verspeiste. Kaum ein anderer als Tadelmann kennt sich so gut mit historischen Morden aus und könnte diese wieder aufleben lassen.
„Je näher er dem Altar kam, umso langsamer wurde er. So als würden ihm bei einer Bergtour kurz vor dem Gipfel die Kräfte schwinden. Er bekam keine Luft mehr. Wie in der Todeszone. Genau das ist eine Kirche für mich. Eine Todeszone. ‚Annette?‘, flüsterte er. Dann etwas lauter. ‚Annette?‘ Doch die Gestalt vor ihm drehte sich nicht um.
Ein Wald. Eine Burg. Eine Kirche. Ein Stalker. Eine Klippe. Ein brutaler Mörder, der sich der Vergangenheit bedient. Ein Kommissar, der selbst dabei ist, an seinem Schicksal zu zerbrechen.
Autor Robert Preis‘ Kriminalroman „Der Engel von Graz“ steht denen seiner nordischen Kollegen an Düsternis und Spannung in nichts nach. Perfekt geeignet für schlaflose Nächte.
Robert Preis: „Der Engel von Graz“ | im Oktober 2015 erschienen | emons Verlag | broschiert | 224 Seiten | 9,90 Euro