Über Sex, Drugs, Rock ’n’ Roll und das Verlorensein
Buchtipp: Boris Pofalla: „Low“
„Wenn man was will, dann muss man vor allem erst mal brennen. Wie ein Streichholz. Reibung, sagte er. Hitze. Und dann verglüht man, irgendwann. Ist doch klar. Aber die meisten brennen nicht. Weil sie Angst haben. Angst zu verglühen […].“
Das Leben des Ich-Erzählers und seines Freundes Moritz besteht aus Partys, Drogen, Abhängen und Freundetreffen. In die Uni gehen sie so gut wie nie, sie lassen sich durch die Berliner Clubszene treiben.
Eines Tages verschwindet Moritz. Er ist einfach weg. Ohne Ankündigung, ohne Abschiedsbrief. Sein Freund macht sich auf die Suche. Er trifft auf Szenegänger, mit denen sie abends unterwegs waren, er streift durch Bars und Nachtclubs, sucht auf Privatpartys und verrückten Vernissagen in Abrisshäusern – aber Moritz bleibt verschwunden. Eine nie gekannte Verlorenheit stellt sich ein, gepaart mit der Unschlüssigkeit, was zu tun ist. Wissen die Eltern, wo Moritz ist? Bei der Polizei kann er sich jedenfalls nicht melden, denn Moritz dealt.
In Rückblenden erinnert sich der Ich-Erzähler an die Erlebnisse mit seinem Freund – und fühlt sich einsam.
„Das Bier war alle. Wir lagen schweigend nebeneinander und sahen in den Himmel, der vom Meer kaum noch zu unterscheiden war. Die Sterne funkelten. Es waren viel mehr als in der Stadt, und anders als sonst schienen sie in dieser Nacht nicht endlos weit entfernt zu sein, sondern greifbar, als habe jemand den Himmel tiefer gehängt. Es wurde immer kälter. Wir wickelten uns in die Rettungsfolie und schliefen eng aneinandergedrängt ein, wie zwei abgestürzte Astronauten am Rande eines toten Meers.“
Kann er Moritz wiederfinden?
„Low“ ist der Debütroman des Autors Boris Pofalla. Mit einfacher, ruhiger und unaufgeregter Sprache erzählt er vom Leben seiner Protagonisten, die ziellos durch ihr Leben gehen – und trifft damit den Leser mitten ins Herz. Der Leser fühlt mit dem Ich-Erzähler, der auf einmal allein ist und unschlüssig und verloren von einem Schauplatz zum nächsten wankt, teils unter Drogen, teils total betrunken, und nicht weiß, wie er mit der neuen Situation umgehen soll.
„Low“ ist ein trauriger wie auch situationskomischer Roman, der berührt.
Boris Pofallas „Low“ ist am 9. März 2015 im Metrolit Verlag erschienen.
220 Seiten, 22 Euro