Unter Normal Null
Ostwind bescherte dem Hafen extremes Niedrigwasser
Diesen Winter trifft es Hamburg besonders hart von einer Seite, die die Öffentlichkeit normalerweise nicht mit kritischen Situationen im Hafen verbindet. Häufige starke und lang anhaltende Ostwindwetterlagen bescheren der Elbe besonders niedrige Wasserstände.
Leere Fleete in der Speicherstadt, leere Hafenbecken und selbst an den Ufern der Norder- und Süderelbe liegen die Pontons auf, Barkassen und Schiffe, die nicht rechtzeitig in tieferes Wasser gebracht werden, liegen bei Ebbe auf dem trockenen. Bilder, die man sonst nur bei langer Trockenheit von den Oberläufen der Flüsse kennt.
Doch im Hamburger Hafen ist starker Ostwind die Ursache dafür , dass das Wasser der Elbe zurück in die Nordsee gedrückt wird. Und wer oder was ist schuld? In diesem Winter die russische Kältepeitsche, ein stabiles Hoch über Russland, das uns besonders starken Ostwind bescherte. Wäre man Boris Johnson, dann könnte man natürlich auch behaupten, dass Putin gigantische Windgeneratoren an der russischen Grenze aufgestellt hat und diese immer dann anstellt, wenn wieder besonders große Containerschiffe Hamburg anlaufen. Sind wir aber nicht und daher könnte man den Klimawandel und die Elbvertiefung als Übeltäter ausmachen.
Alte Hafenhasen können sich zumindest nicht erinnern, so lange und so extreme Nipptiden gesehen zu haben. Und folgenlos sind diese Ebben genauso wenig wie Sturmfluten. Aufliegende Pontons und bis an die Grenzen strapazierte Brücken unterliegen einem erheblichen Materialstress, auch die freiliegenden Fundamente der Kaimauern und der Speicherstadt werden durch den in Kombination auftretenden Frost erheblich belastet. Auf der Habenseite kann man bei trocken liegenden Fleeten endlich auch einmal die Topologie und Beschaffenheit des Bodens betrachten – ohne gleich mit einer Taucherausrüstung unterwegs zu sein. n MB