Untergang der OHK
Schon am Vorabend des Orkantiefs „Xaver“ ahnte Sebastian Libbert, Betreiber der Oberhafen-Kantine nichts Gutes: Die Vorhersagen des Wasserstandes schwankten von absolut katastrophal bis zu noch einmal mit einem blauen Auge davon kommen. Die Küche der traditionsreichen ehemaligen Kaffeeklappe an der Oberhafenbrücke befindet sich im Keller und eine Sturmflut war schon 2007 der Grund, das eine seiner Vorgängerinnen –Christa Mälzer – das Handtuch geworfen hatte. Die Mutter des Fernsehkochs Tim Mälzer hatte damals einen Totalschaden des Inventars verkraften müssen und aufgegeben. Diese Erfahrungen im Hinterkopf ließ Libbert alles Inventar schon Abends in die benachbarte Oberhafengalerie tragen, alle packten mit an. Gegen 20 Uhr kam so etwas wie Hoffnung auf, der Wind hatte gedreht und Sebastian Libberts Gespräche mit dem BSH brachten erwartete Wasserstände, die die Sandsackbarrieren vor den Kellerfenster möglicherweise bewältigen konnten. Mit dem Maßband wurde der Scheitelpunkt des Abendhochwassers mit der Vorhersage abgeglichen – zaghafter Optimismus machte sich breit, auch wenn einzelne Künstler schon sicherheitshalber ihre Bilder der am gleichen Abend stattfindenden Ausstellungseröffnung schon wieder abnahmen und verpackten. Doch der Wind hatte nur eine kurze Atempause eingelegt und legte in der Nacht wieder zu. Morgens um halb vier drückt das Wasser mit Wucht in die Hafenbecken und Fleete der HafenCity und Speicherstadt. Am Oberhafen läuft das Wasser über Oberhafenbrücke und die umliegenden Flachen Stellen. Innerhalb kürzester Zeit steht der Platz vor dem alten schiefstehenden Gebäude unter Wasser und zum Höchststand der Flut bis knapp unter die Fenster im Erdgeschoss.
Erst einmal vorher stand das Wasser höher und trotz gerettetem Inventar ist einiges nicht beweglich und auch die Statik des Oberhafen-Kantine leidet bei jeder Überflutung. Alle Hoffnung schwindet. Von der höher gelegenen Oberhafen-Galerie sehen die Mitarbeiter der Tragödie hilflos zu. Wirtschaftlich ist die Flut eine absolute Katastrophe, fällt die Flut doch mitten in das wichtige Geschäft mit den Weihnachtsfeiern. Kündigungen drohen, doch Sebastian Libbert will alles tun um diese zu vermeiden. Schon vorher sind Alternativen diskutiert worden – ganz unvorbereitet ist man dann doch nicht. Kaum ist die Flut zurückgegangen geht es an den Umzug mit dem geretteten Inventar. Auch das Ausweichquartier hat eine bewegte Geschichte hinter sich und hat fast das gleiche Alter wie die Oberhafen-Kantine. Am Brandshofer Deich 116 hat die Kantine bis zum März eine neue Bleibe gefunden – bis dahin sollen die Renovierungsarbeiten beendet sein. Die Mitarbeiter hoffen nun auf die Unterstützung ihrer Stammgäste und weitere Reservierungen.
Reservierungen unter reservierung@oberhafenkantine-hamburg.de.