Urban Gardening
Wann kommt das Grün in die HafenCity?
Ansätze zur Begrünung gab es schon einige in der HafenCity – sei es der Gärtner aus Ellerbek, der Blumentöpfe um den Vasco da Gama-Platz aufstellte, weil es ihm in der HafenCity zu grau war, oder Anwohner, die Stiefmütterchen um die Bäume pflanzten und Sonnenblumen auf dem Strandkai aussäten – alles mit eher geringem Erfolg. Entweder wurden die Töpfe entsorgt, die Blumen ausgerissen oder die Witterung passte schlichtweg nicht zu den Begrünungsversuchen.
Jetzt ein weiterer Ansatz, der mehr Erfolg verspricht: Das Ökumenische Forum, das Mitte des Jahres seine neue Kapelle in der Shanghai-Allee 12-14 eröffnen wird, plant Begrünung auf dem Dach. Das Gebäude, in dem sich auch Kirchenbüros und Wohnungen befinden werden, bietet auf einem 400qm großen Dach die Möglichkeit für ein Urban Gardening Projekt. Eine Einführung zum Thema Stadtgärten fand unter der Leitung von Pastorin Antje Heider Rottwilm am 20.2. in der Kleinen ElbFaire statt.
Das Motto: Kompost für die Seele – Schwarze Fingernägel im Büro? Die Vorbilder: Stadtgärten in St. Pauli (hier gibt es einen mobilen Garten) und in Wilhelmsburg.
Das Thema Urban Gardening kam in den 90er Jahren auf und verbreitete sich über Nordamerika nach Europa – vor allem Frankreich, Spanien, Belgien und die Niederlande waren Vorreiter der grünen Bewegung. Urban Gardening steht für gesunde Ernährung, kreativen Ausgleich und auch Traditionspflege. Doch auch in Kuba ist Urban Gardening überall präsent. Das machte Berend Hartnagel, Vorstand der ElbFaire e.G., mit einem WDR-Filmbeitrag deutlich. Dort nennt man die Vielzahl der unterschiedlichen Gärten, in denen Gemüse oder auch Heilpflanzen gezogen werden, Castros Grüne Revolution. Der Einsatz von Pestiziden ist verboten, und aufgrund der Tatsache, dass es in Kuba kaum Verkehr gibt, ist das Obst und Gemüse gesund und beliebt bei den Einwohnern.
Doch wie sieht das in der HafenCity aus – kann man dort selbst gezüchtetes Gemüse überhaupt bedenkenlos essen? Natürlich sind die Belastungen hier höher – hier fahren nicht nur Autos, hier sind wir mitten im Hafen. Und wer auf seinem eigenen Dach einen Garten anlegen möchte, sollte vorher einen Statiker zu Rate ziehen. Auch die HafenCity Universität hatte ursprünglich auf ihrem Dach einen Garten geplant, dieser fiel aber dem Rotstift zum Opfer – Kieselsteine sind der Stand der Dinge, doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
„Bienen und Honig haben wir schon in der HafenCity“, so Heider-Rottwilm. Und nicht nur die Bewohner der Shanghai-Allee 12-14 sind bei der Bepflanzung des neuen Daches gefragt – „Asylsuchende“, die keinen Platz für einen eigenen Garten haben aber gerne gärtnern möchten, sind herzlich willkommen. Das Interesse ist groß – und so wurde am Abend gleich beschlossen, im Frühjahr einen Ausflug nach Wilhelmsburg zu machen und den Stadtgarten, der von Wilhelmsburgern verschiedener Nationalitäten geschaffen wurde, zu besuchen.