Verkehrsarbeitsgruppe stellt erste Ergebnisse vor
Stichwort Verkehr Am Kaiserkai
Die Lage ist ernst und fast hoffnungslos, könnte das Fazit der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Netzwerk HafenCity lauten, doch noch geben die Mitglieder der Verkehrsarbeitsgruppe die Hoffnung nicht auf mit den richtigen Ideen den Verkehrskollaps in der HafenCity zu verhindern. „Es mangelt in der Planung an vernetztem Denken“ ist einer der Vorwürfe, die Jens Ludwig und Thomas Magold gegenüber den planenden Stellen haben. Thema: Der Dalmannkai, die Elbphilharmonie und der Verkehr. Dabei sprengen die vorgestellten Zahlen teilweise die Vorstellungskraft der Zuschauer. Bei geplanten drei Konzerten am Tag im großen Saal, plus den zwei kleinen Sälen, Publikumsverkehr im Hotel mit zweihundert Zimmern, Lieferverkehr für beide Institutionen, die vierzig Wohnungen, sowie als wichtigster Faktor die Besucher der öffentlichen Plaza in der Elbphilharmonie ergibt sich allein aus der möglichen Summe aller Personenbewegungen eine Zahl zwischen zehn und vierzigtausend Bewegungen pro Tag.
Wobei laut Thomas Magold, immerhin Vorsitzender des Tourismusverbandes Hamburg, die Zahl der möglichen Besucher der Plaza überhaupt noch nicht abzuschätzen ist. Wenn auch nur ein Bruchteil der Hamburg-Touristen die Elbphilharmonie besuchen möchten – und als absolutes Highlight in Hamburg ist das durchaus zu erwarten – wird es eng am Dalmannkai. Die Zahlen der Planer gehen dabei von einer ungefähren Splittung der Besucher aus. Die eine Hälfte wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, die andere Hälfte in der einen oder anderen Form individuell.
Mit Zählungen an vergleichbaren Orten haben sich die Planer der Situation am Kaiserhöft genähert. Beispiel Taxis: Pro Konzert wird mit einer Zahl von rund hundert Taxis für die An- und Abreise gerechnet. Bei der Anreise noch relativ unkompliziert – im Inneren der Elbphilharmonie befindet sich eine Taxischleuse, in der gleichzeitig vier Taxis ihre Gäste entladen können – sieht die Situation bei der Abreise ganz anders aus. Vorausgesetzt die gleichen hundert Taxis sollen ihre Gäste wieder abholen, müssen diese Taxis irgendwo warten – nur wo? Einfacher sind die erwarteten zehn Touristenbusse zu handhaben. Diese sollen am Sandtorkai ihre Fracht entladen und dann an der Versmannstraße auf das Konzertende warten. Für die zu erwartenden individuell mit eigenen PKW anreisenden Gästen sieht es da schon schwieriger aus. Von den rund 500 Parkplätzen im Inneren des Kaispeichers A dürfte zu Konzertbeginn keiner mehr frei sein. Ausweichparkhäuser befinden sich in der Speicherstadt und dem Überseequartier zwar in ausreichender Zahl, der Weg im Abendkleid vom Überseequartier zum Philharmonie bei Wind und Regen dürfte aber viele abschrecken. Die Buslinie 212, die später über die Straße „Am Kaiserkai“ führen soll, soll dabei als Zubringer fungieren – Schöne Vorstellung, wie die Konzertgäste ihre große Limousine in der Tiefgarage parken, um dann in den alle zehn Minuten zwischen Altona und Veddel/Rothenburgsort verkehrenden öffentlichen Bus zu steigen – das Vergnügen hätten sie auch gleich haben können. Was bei aller Vorausplanung natürlich nicht passieren darf: Ein Öffnung der Klappbrücke, oder der ganz normale Berufsverkehr, der sich sowieso schon seinen Weg in die HafenCity gesucht hat. Ein Bild, dass die Vorstellungskraft sprengt. Die Fahre der Linie 62 bringt zwar ein wenig Entlastung, eine ähnliche Akzeptanz wie die Fähre zum König der Löwen ist aber nicht zu erwarten.
Auch die U3 und U4 haben wahrscheinlich nicht die gewünschte Wirkung. Ein direkte Haltestelle „Elbphilharmonie“ hätte geholfen, so Thomas Magold, aber die Prognose der erwarteten Passagiere hätte ursprünglich dagegen gesprochen. Andere Quelle waren von zu hohen Baukosten für eine 40 Meter tiefe Haltestelle ausgegangen. So oder so, in diesem Fall ist der Zug abgefahren. Für andere Umplanungen gilt das aber nach Ansicht der Arbeitsgruppe nicht. Einfach darauf zu warten, das am Tag X der Verkehr zusammenbricht und dann darauf zu hoffen dass dann die zuständige Stellen aufwachen führt zu nichts. Konstruktive und möglicherweise unkonventionelle Ideen sind jetzt gefragt. Ein Shuttleservice mit Elektrobussen von den Parkhäusern zu Philharmonie zum Beispiel, oder die Straße „Am Kaiserkai“ in eine permanente Einbahnstrasse Richtung Westen verwandeln. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Klappbrücke sich nur in Ausnahmefällen öffnet. Viel Spielraum für Brückenöffnungen bleibt bei dem erwarteten Aufführungen ab 15 Uhr sowieso nicht mehr. Warum nicht den Teil des Hafens, der für größere Schiffe in Fahrt vorgesehen ist in den Grasbrookhafen verlagern? Man könnte aus der Problemstellung Vorlesungen für vernetztes Denken ableiten: Besser sieht man nirgends, was passiert, wenn man an Zahnrädern dreht, deren Widerpart nicht zu sehen ist.
Die, die sich da Sorgen machen sind nicht nur einige egoistische Anwohner. Ebenso die Gastronomen und Unternehmen machen sich Sorgen. Unkalkulierbar sind inzwischen die An- und Abfahrten von Geschäftspartner geworden, und für Gäste der Restaurants sind Parkplatzsuche und Verkehr auch zur Nervensache geworden. Daher sind alle dazu aufgerufen sich Gedanken zur Problemlösung zu machen, die Arbeitsgruppe sucht dringend Verstärkung um die anstehenden Probleme mit zu lösen.