Viel Lärm um Fünf

Diskutierten mit den Anwohnern: Marcus Menzl (Hafencity) Susanne Wegener (Nachbarschaftstreff Bergedorf-Bille) sowie Bodo Hafke und Yvonne Nische (Bezirk Mitte)
Diskutierten mit den Anwohnern: Marcus Menzl (Hafencity) Susanne Wegener (Nachbarschaftstreff Bergedorf-Bille) sowie Bodo Hafke und Yvonne Nische (Bezirk Mitte)
Nachbarschafts-Treff: Anwohner klagen über Ruhestörungen am Morgen

Hafencity  –  Der Baustellenlärm ist für viele Anwohner nach wie vor das größte Ärgernis in der Hafencity. Selbst in der Nacht fühlen sich einige noch von den Lärmemissionen gestört. Beim Nachbarschaftstreff der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille machten sie ihrem Ärger Luft. Bodo Hafke, Dezernent für Wirtschaft, Bauen und Umwelt beim Bezirksamt Mitte versprach, die Beschwerden an die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt weiterzuleiten. Weitere Themen der Diskussion: die Zukunft des Strandkais, die Barriere Ost-West-Straße und eine glitschige Fußgängerbrücke.

Eigentlich sollte der "Bezirk Hamburg Mitte" zentrales Thema des November-Treffs im Gemeinschaftsraum der Bergedorf-Bille am Kaiserkai sein. Zu Gast: Dezernent Bodo Hafke und Amtsleiterin Yvonne Nische (Sozialmanagement), die den angekündigten Bezirksamtsleiter Markus Schreiber vertraten. Doch in der offenen Diskussion kam das Thema schnell auf die nächtlichen Ruhestörungen. Die Bauunternehmen setzten sich über Lärmschutzbestimmungen hinweg,  so der Vorwurf einiger Anwohner vom Kaiserkai, die eine stärkere Kontrolle der Auflagen durch die Behörden einforderten."Hier herrscht nachts eine gewisse Anarchie", meinte ein Mieter vom Vasco-da-Gama-Platz, und er nannte Beispiele: "Jeden Mittwoch um halb Vier werden die Dixi-Klos getauscht. Morgens um Fünf hupen sich die Lkw-Fahrer zusammen. Die Bauarbeiter fangen um vier Uhr an und hören um Sechs auf – dann gehen sie erst mal zwei Stunden Kaffetrinken". Grundsätzlich sei er ja bereit, gewisse Lärmemssionen in der Hafencity hinzunehmen; die lärmintensiven Arbeiten sollten aber nicht mehr in der Nacht ausgeführt werden. Ein anderer Nachbar klagte, beim Schneiden von Kantsteinen würden vorhandene Lärmschutzboxen nicht genutzt. Bei geschlossener Lärmschutzverglasung habe er bereits 60 Dezibel im Wohnzimmer gemessen.

Elbphilharmonie informiert

Für die prominenteste Baustelle auf dem Kaiserkai, die Elbphilharmonie, kündigte Marcus Menzl von der Hafencity eine Informationsveranstaltung für die Anwohner an. Für Montag, 14. Januar habe die Hafencity Vetreter der Realisierungsgesellschaft und des Baukonzerns Hochtief ins Kesselhaus eingeladen. Die Themen: die Verkehrsführung während der Bauphase und nach Fertigstellung und die weiteren Bauarbeiten. Nach den Stimmung im Nachbarschaftstreff dürfte wohl noch das Thema "Baulärm" hinzukommen.

Bodo Hafke und Yvonne Nische vom Bezirksamt Hamburg-Mitte
Bodo Hafke und Yvonne Nische vom Bezirksamt Hamburg-Mitte
Hafencity – Magnet mit Barriere

Für den Bezirk Mitte sieht Hafke große Chancen durch die Hafencity. Viele Bereiche südlich der Innenstadt würden durch die Hafencity eine neue Qualität bekommen", sagte der Dezernent. Der Rödingsmarkt zum Beispiel oder das Kontorhaus-Viertel. Letzteres will die Behörde aktiv aufwerten, etwa den Burchardplatz. Details nannte er aber nicht: "wir haben planerische Absichten".

Der Vernetzung von Innestadt und Hafencity steht allerdings die Ost-West-Magistrale "Willy-Brandt-Straße" wie eine Barriere entgegen. Während der Dezernent darauf vertraut, dass die Anziehungskraft der Hafencity diese überwindet, wünschten sich die Anwohner bessere Möglichkeiten für die Überquerung: Tunnel, Brücken oder eine Ampelschaltung, die den Autoverkehr phasenweise in alle Richtungen stoppt und Fußgängern und Radfahrern den Weg frei gibt. Eine Chance auf Realisierung der Fußgängerbrücke "Skywalk" sieht Hafke nicht mehr: "ich denke, das ist vom Tisch".  Die Fußgänger-Brücken über die Ost-West-Straße am Hopfenmarkt oder über die Dammtorstraße zu den Colonnaden  hätten "nicht funktioniert".

Etwa 30 Anwohner kamen zum Nachbarschaftstreff mit den Verwaltungs-Fachleuten
Etwa 30 Anwohner kamen zum Nachbarschaftstreff mit den Verwaltungs-Fachleuten
Schlidderstieg-Brücke

Als Gegenbeispiel nannten die Anwohner die Kibbelstieg-Brücke. "Die ist ein Traum". Allerdings ein recht rutschiger: "Bei Nässe und Kälte grausam", berichtete eine Mieterin der Bergedorf-Bille. Und auch Marcus Menzl räumte ein, es gebe schon jede Menge Beschwerden; auch von Mitarbeitern von Unternehmen in der Hafencity. Hafke sagte, man werde prüfen lassen, ob die Kriterien für die Rutschsicherheit eingehalten würden.

Strandkai-Bebauung

Ein der attraktivsten Flächen in der Hafencity ist der Strandkei mit seiner exponierten Wasserlage. "Wie verbindlich ist der Masterplan mit seiner Block-Bebauung?", wollte ein Anwohner vom Kaiserkai wissen und wünschte sich eine große öffentliche Freifläche. Menzl dämpfte die Erwartungen: Der Bebauungsplan für den Strandkai sei beschlossen. "Die Frage, ob man das frei lässt, stellt sich nicht mehr". Immerhin: die letzten 90 Meter bleiben frei. Und die weitere Bebauung nach Unilever (Wohnungen und Geschäfte) wird erst nach Fertigstellung der U4 realisiert.