Von Bühnen, Blumen und Bananen

Die Unterbuhne - wn
Die Unterbuhne – wn

Mehr! auf dem Großmarkt

Rund um die Uhr geht es hemdsärmelig in den Großmarkthallen zu. Obst, Gemüse und Blumen werden angeliefert und gehandelt, geschäftig eilen LKWs und Transporter mit Ware hin und her.

Demnächst werden noch wohlgewandete Menschen hinzukommen: Am 7. März eröffnet das Mehr!-Theater in einem Teil der Großmarkthallen seine Spielstätte für bis zu 3.500 Besucher. Bis dahin sind 500 Tonnen Stahl, 350 Kubikmeter Beton, 100 Kilometer Kabel und 30.000 Quadratmeter Gipskartonplatten mit einem Investitionsvolumen von 30 Millionen Euro verbaut. „Und das alles nur mit elektrobetriebenen Maschinen“, erklärt Hochtief-Projektleiterin und HafenCity-Bewohnerin Tanja Heine, „weil wir unter einem geschlossenen Dach keine abgasbetriebenen Fahrzeuge verwenden dürfen.“

Mehr!-Geschäftsführer Professor Günter Irmler ist sichtlich stolz: „Wir haben hier neueste Technik eingebaut, die wir für unsere eigenen Inszenierungen nutzen, aber gern auch anderen Produktionen zur Verfügung stellen.“

So war es fruher - Foto Großmarkt
So war es fruher – Foto Großmarkt

Was Ende 2013 mit dem Umbau der denkmalgeschützten Halle begann, ist nach etwas über einem Jahr bald vollendet. Eine Halle in der Halle, die für Konzerte, Theater, Boxveranstaltungen, Gala-Abende mit gesetztem Essen, Fernsehshows und mehr genutzt werden kann. Der Saal ist für bis zu 2.400 Sitzplätze ausgelegt, in einer Kombination aus Steh- und Sitzplätzen finden bis zu 3.500 Zuschauer Platz. Damit die Besucher im Parkett keine kalten Füße bekommen, sorgt warme Luft für Fußbodenheizungs-Feeling.

Die meisten Zuschauerränge sind variabel aufstellbar, die Bühne mit einer Bespielbarkeit von 320 bis 1.440 Quadratmetern ist von der Hallenmitte bis zur Rückwand fahrbar. Die Investoren haben darauf geachtet, dass die Deckenkonstruktion aus Spannbetonbögen sowie die räumliche Höhe von gut 20 Metern sichtbar bleiben. Die freistehende Bühnenrückwand muss das 60 Tonnen schwere Bühnendach mit tragen, an dem später neben der Beleuchtung die gesamte Obermaschinerie des Theaters befestigt wird. In der Theatermitte wurden zwei vorgefertigte Stahlbögen unter die Decke gezogen. Jeder davon wiegt 40 Tonnen, gemeinsam tragen sie das Grit und den Schnürboden.

Der Stand der Bauarbeiten im April 2014 - Foto Mehr!-Entertainment
Der Stand der Bauarbeiten im April 2014 – Foto Mehr!-Entertainment

Im Untergeschoss, durch das auch eine Straße für Großmarkt-Fahrzeuge führt, haben die Architekten 30 Räume für Maske, Kostüm und Technik untergebracht. Hier ist auch der Orchestergraben, der hier passenderweise „Orchester-Zimmer“ heißen muss. Musiker und Dirigent sitzen in einem geschlossenen Raum mit Tageslichtbeleuchtung und informieren sich per Video über das, was über ihren Köpfen passiert. Die Musik wird elektronisch in den Zuschauerraum übertragen. Höchster Anspruch an das Mischpult.

Premiere und Einweihung des neuen Theaters werden am 7. März mit dem London Symphony Orchestra gefeiert. Das weltweit führende Orchester unter der Leitung des international renommierten Gianandrea Noseda, einem der gefragtesten Dirigenten unserer Zeit, spielt das berühmte Tschaikowsky Klavierkonzert Nr. 1 und die 5te Symphonie von Schostakowitsch. Solist an diesem Abend ist der russisch-israelische Pianist Roman Zaslavsky. Restkarten gibt es noch ab 49,90 Euro.

Mehr!-Geschaftsfuhrer Professor Gunter Irmler und Hochtief-Projektleiterin Tanja Heine - Foto wn (25)
Mehr!-Geschaftsfuhrer Professor Gunter Irmler und Hochtief-Projektleiterin Tanja Heine – Foto wn (25)

Ab dem 13. März gastiert für fünf Wochen das Musical „We will rock you“ von Queen und Ben Elton (Mr. Bean) (Karten ab 36,90 Euro), am 27. April Achim Reichel (Karten ab 35,15 Euro) und vom 27. Mai bis 19. Juni dürfen sich bei der Neuinszenierung von Dirty Dancing alle Patrick Swayze-Fans an die Stelle von Frances „Baby“ Houseman wünschen (Karten ab 38,10 Euro).

Den Besuchern stehen 500 PKW- und 15 Bus-Stellplätze sowie weitere Flächen auf dem Großmarktareal zur Verfügung. Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel kommen mit dem Bus, zu Fuß sind es circa 1,2 Kilometer vom Hauptbahnhof oder über den Speicherstadtboulevard.

„Der Marktbetrieb läuft in den Bereichen Obst und Gemüse sowie Blumen außerhalb der Spielzeiten des Theaters wie bisher weiter“, so Torsten Berens, Großmarkt-Geschäftsführer. Die Spielzeiten sollen in der Woche zwischen 22 und 23 Uhr enden und am Wochenende eventuell eine Stunde später, sodass es mit dem nächtlichen Marktbetrieb keine Überschneidungen gibt.

 

Der Innenraum - wn (2)
Der Innenraum – wn (2)

Insgesamt umfasst das Großmarkt-Areal 27,3 Hektar Gesamtfläche, davon beansprucht die Großmarkthalle mit ihren charakteristischen Wellen 40.000 Quadratmeter. Die Grundfläche des Mehr!-Theaters wird rund 4.080 Quadratmeter betragen, was knapp 10 Prozent der gesamten Halle ausmacht. Über diese Flächen besteht ein Nutzungsrecht bis Ende 2034, denn 2002 hat der Hamburger Senat beschlossen, dass der Hamburger Großmarkt bis zu diesem Zeitpunkt an diesem Standort bleiben wird.

Die Hamburger Großmarkthalle wurde 1962 unter der Leitung des Architekten Bernhard Hermkes (Grindelhochhäuser, Kennedybrücke, Audimax) fertiggestellt und setzte mit ihrer futuristischen Architektur aus Glas und Beton schon damals Maßstäbe. Heute steht sie als eines der letzten Beispiele von Spannbetonbauten in Hamburg unter Denkmalschutz.

Was nach dem Hamburger Brand im Jahre 1842 auf dem Hopfenmarkt als Einkaufsquelle für die gebeutelten Hamburger begann, 1911 zum Deichtormarkt umzog und seit 1962 den heutigen Standort hat, ist heute Europas größtes Frischezentrum, das sich seit der Initiierung der Harley Days und des Foodmarkets einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Das neue Mehrzwecktheater setzt diese Entwicklung fort.

Die Mehr!-Entertainment Gruppe betreibt sechs Spielstätten in Deutschland: in Düsseldorf, Köln, Berlin, Bremen und in Bochum. Eigen produziert sind u.a. Starlight Express, Dirty Dancing, Hape Kerkelings Kein Pardon und das Musical Shrek. WN