Von der HafenCity ins Paradies
Was braucht man Harley-Days, wenn Trödelmarkt in der HafenCity ist?
Vorweg, allen Skeptikern zum Trotz war der Flohmarkt in der HafenCity ein großer Erfolg und am Ende standen über 500 Euro für einen guten Zweck zu Buche. Auf dem Papier sah die Anzahl der Stände vor dem Start zunächst nicht so gewaltig aus, doch aufgebaut wurde daraus ein ansehnlicher Trödelmarkt, der mit professionellen Märkten locker mithalten konnte. Der allsamstagliche Bazar vor den Deichtorhallen ist dagegen eine Vorstadtveranstaltung. Getragen wurde das Ereignis aber von der Begeisterungsfähigkeit der Anwohner, die unglaublich vielfältige Stände zuwegebrachten. Von Kunst bis Kitsch, von Kultur bis Subkultur – alles war vertreten. Das Wetter zeigte sich über lange Strecken von der besten Seite und Publikum aus allen Stadtteilen belebte die Dalmannkaipromenade.
Morgens war schon beim Brötchenholen die ungewöhnliche Atmosphäre zu spüren. Da wo sonst eher Spätaufsteher das Bild prägen, war schon früh Brötchenholen angesagt. Schließlich sollte es doch um elf Uhr losgehen. Einige waren hervorragend organisiert, andere trafen sich beim beim "kurz vor Schluß aussortieren" im Keller. Die meisten hatten Tapaziertische noch vom Umzug bereit, andere griffen kurzerhand zu drastischen Mitteln und nutzen ihr Mobiliar mangels anderer verfügbarer Tische zum Standaufbau. Auf allen Zugängen zur Promenade sah man Nachbarn mit Sackkarren und Wägelchen zu ihren Ständen ziehen. Selbst nicht involvierte Nachbarn wurden unversehens zum Standaufbau herangezogen. Und das Wetter machte es ihnen nicht einfach. Schon morgens herrschte bei schwülwarmer Luft und Ofenwind ein Wetter, bei dem man auf körperliche Arbeit lieber verzichtet hätte. Und manch einer ging Abends mit einem Sonnenbrand nach Hause. Der Wind sorgte für erträglicheres Klima, verhinderte aber auch das Aufstellen von leichteren Sonnenschirmen.
Schon vor elf streunten professionelle Schnäppchenjäger zwischen den Ständen und manch ein schnelles Geschäft wurde abgeschlossen. Und es gab alles zu kaufen, was Mensch sich vorstellen konnte. Haufenweise Kleidung, Kunst und Kitsch, die Ergebnisse von kreativen Prozessen aller Art und vieles Nützliches, das aus der anscheinend häufig vorkommenden Zusammenlegung von zwei Haushalten resultierte. In nicht wenigen Fällen wurde die Erwartungshaltung des Publikums erfüllt und es gab Feines zu kaufen, Dinge, die man seltener auf Flohmärkten findet. Da wurden Faberge-Eier angeboten und auch verkauft und Pelzmäntel unter die Leute gebracht. Und alle waren zufrieden.
Wer genau hinschaute, konnte auch einige neue Geschäftsideen für die HafenCity entdecken. So gab es gleich mehrere Arten von HafenCity-Devotionalien zu erwerben und zu entdecken. Über die Restbestände der T-Shirts des HafenCityNews-Laufteams und den schwarzen "Harbour-City"-T-Shirts, die im Umfeld des Wandrahms zu beobachten waren, zu dem schon professionellen Auftritt der Produzenten der neuen HafenCity-Shirts und Caps um Manuela Schiermann und Partner. Wer sich die Mühe machte und einen Blick auf den oberen Teil der Marco-Polo-Terrassen warf, konnte dort ungewöhnliche Sportgeräte entdecken, die dort von einem anderen HafenCity- und Kaiserkaibewohner promoted wurden. Die Outdoor-Fitness-Geräte von Playfit sollen dort, der Meinung der Macher nach, fest installiert werden. Neugierige haben die Geräte dann auch sofort ausprobiert.
Am selben Ende der Promenade waren auch die Stände der Katharinenkirche, der Brücke und des Spielhauses zu entdecken, von denen auch der Spruch aus dem Titel stammt. "Von der HafenCity ins Paradies" war an diesem Tag aber für die meisten HafenCitianer aber nicht die Frage. Wozu ins Paradies, wenn man mit netten Nachbarn und viel Spaß einen Tag verbringen konnte, an dem viele neue Bande zwischen Nachbarn geknüpft wurden.
Einziger Wermutstropfen an diesem Tag: Das Ende kam dann in Form eines tropischen Regenschauers ziemlich abrupt. Hatten die meisten schon gehofft, dass die angekündigte Unwetterwarnung nicht eintreten würde, kam das Ende dann gegen vier. Mit Blitz und Donner wurden die Massen vertrieben. Ein Schelm wer jetzt an die Vertreibung aus dem Paradies denken würde, aber die meisten kamen nass, aber ohne größeren Schaden wieder nach Hause.