Vorhang auf fürs das Carls
Ein potentielles Wohnzimmer für die HafenCity?
Wer durch die Türen des Carls tritt, vergisst schnell das moderne Gebäude aussen und wird durch die Atmossphäre von Holz und Leder aufgesogen. Im Bistro überwiegt Holz in allen Variationen. Das Wohlfühlambiente wird durch deckenhohe Regale gefüllt mit Kolonialwaren und durch gedämpfte Beleuchtung erzeugt. Wer sich im "Schönen Leben" wohlfühlt wird sich hier auch sofort wie zu Hause fühlen. Das Material und die Lichtfarbe variiert dann in der Brasserie. Ledersitzecken in dunklem Braun, jeweils für sich abgeschlossen, sorgen für intime Bedingungen beim Essen.
Nur unmittelbar an den Sitzecken vorbeigehende Menschen haben Einblick in das jeweilige Rund. Nur die Tische an den Fenstern sind für alle einsehbar. Hier sitzt man auch auf andere Art in der ersten Reihe. Das atemberaubende Panorama, gerade im Dunkeln, der auf der anderen Elbseite liegenden Terminals sucht seinesgleichen in der HafenCity. Leicht erhöht über der Dalmannkaipromenade kann man ideal den auf der Elbe vorbeifahrende Schiffen nachsehen und den Hafenkränen bei der Arbeit zusehen. Darunter auf Promenadenniveau befindet sich der Salon Privé und bietet die Möglichkeit für 40 Personen private und geschäftliche Essen zu veranstalten.
Der Patron des Carls ist der 53-Jährige Francesco Potenza. Mit seinem typischen italienischen Charme will er die Gäste verzaubern und zum Bleiben und Wiederkommen bewegen. Ein ganz neuer Servicegedanke zieht in die HafenCity ein. Die Karten des Carls, sowohl in der Brasserie als auch im Bistro, bezeichnet er als 80 Prozent Norddeutsch und 20 Prozent Französisch. Wer dem Personal beim der Reichung von Testhäppchen versuchte zu folgen, stellte dann auch schnell fest, dass sich norddeutsch veredelte Küche und französische Namen durchaus gut vertragen.
Die Preise der Gerichte sollen es jedem ermöglichen ins Carl einzukehren. Francesco Potenza und Jost Deitmar fanden bei der Recherche in der HafenCity keinen Ansatzpunkt um sich preislich in die vorhandene Gastronomie einzuordnen, so kalkulierten sie ehrlich und hanseatisch. Die krosse Vierländer Ente mit Cidresauce, Wirsing und glasierten Äpfeln findet sich mit 23,50 Euro auf der Karte wieder, in der gleichen Kategorie liegt die Hanseatenplatte mit Krabben, Röucheraal, Kieler Sprotten, Heringsmarinaden und Räucherlachs auf Schwarzbrot mit 24,00 Euro. Am unteren Ende der Preise befindet sich in der Brasserie das Kürbisrisotto mit Safran und Piment für 12,00 Euro. Im Bistro liegen und auf der Tageskarte sind die Preise niedriger. Hamburger Rundstück für 7,50 Euro und das Croque Charles mit Waldpilzen, gekochtem Schinken und Käse für 9,50 Euro liegen in üblichem Rahmen, Crevettes Roses zum Selbstpulen für 14,00 Euro lassen an Sylt denken. Im Bistro gibt es weitere wechselnde Gerichte in jeder Preiskategorie.
Insgesamt 1500 Quadratmeter stehen den Gästen zur Verfügung, man merkt die Macher des Louis C. Jacob haben sich in der HafenCity viel vorgenommen. Folgt man Horst Rahe und Jost Deitmar dient das Restaurantdoppel in der HafenCity auch zur Nachwuchsförderung. Die unterschiedlichen Spielarten aus Luxushotel, dem kleinen Jacob, und jetzt das Carls bieten ausreichend Abwechslung um auch anspruchsvollen Nachwuchskräften Herausforderungen zu bieten. Horst Rahe, Reeder (AidaCruises und Alfred C.Töpfer) und Eigentümer des Louis C.Jacob steht aber auch hinter dem Konzept HafenCity, auch wenn er nicht jede Ausprägung gutheisst.
Vom Potential der gegenüberliegenden Elbphilharmonie scheint er jedenfalls überzeugt. Insgesamt 50 Angestellte arbeiten in der HafenCity und auf der Etage über dem Carls befinden sich auch Büros des Firmenkomplexes. Drei Jahre dauerten die Planung für den Bau des Carls. Mit den Bauverzögerungen bei der Elbphilharmonie wird dabei der Betrieb des Carls wahrscheinlich dann auch erst in weiteren drei Jahren rentabel, doch es scheinen alle Beteiligten den Willen zu haben, schon vorher die Lokale zu einem Anziehungspunkt in der HafenCity zu machen. Lange vorher beschäftigten sich Eckart Buss und die Direktionsassistentin Ulrike Mann mit den Begebenheiten in der HafenCity. Man ist auf gute Nachbarschaft aus und will zur ersten Wahl der HafenCity bei der Mahlzeitengestaltung der in der HafenCity ansässigen Menschen und Firmen werden. Man möchte nicht nur von den Touristen leben.
Teil dieses Konzeptes sollen auch kulturelle Veranstaltungen werden, die in unregelmäßigen Abständen in den Räumen des Carls stattfinden sollen. So wird am 14.November ein Konzert mit der Nachwuchskünstlerin Anri Coza im Salon Privé ab 21:00 Uhr stattfinden, weitere Veranstaltungen sind in Planung. Man darf sich darauf freuen.
Ab morgen kann das Carls selbst ausprobiert werden und am Sonntag öffnet das Carls für Nachbarn ab 11:00 Uhr zum Nachbarschaftsfrühschoppen, Einladungen wurden dieser Tage zugestellt.
http://www.carls-brasserie.de/
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