Winken ist cool!
Kolumne
Check-in ab 17 Uhr! Die genaue Zeit 16 Uhr 50. Kein Taxi in Sicht, keine Shuttledienst mit laufendem Motor vor der Tür, kein Nachbar mit klimpernden Autoschlüssel in der Hand – ich greife ganz ruhig zum Rolli und setze mich in Bewegung, gleite über die Rampe am Vasco-Da-Gama-Platz, erreiche die Promenade und schon geht es bequem an Störtebeker vorbei und da steht es: Mein Boot, mein Bett, meine Kabine! Ohne Streik, voll im Fahrplan, erwarten mich tausend Mitarbeiter aus 34 Nationen und noch 2.499 andere Gäste – egal! Es ist jetzt 17 Uhr, das Gepäck ist zwanglos ver-schwunden, Boarding im Ham-burg Cruise Center. Zwei Kreuz-fahrer sind vor mir, Code eingelesen, Magnetkarte ausgeliefert, Kreditkarte abgezogen – fertig. Fahrstuhl, Kabine gefunden: Time: 17.15. Das ging dreimal schneller als erwartet und auf dem Son-nendeck ist es viermal kälter als gedacht. Dicke Schneeflocken fallen auf die Poollandschaft. So etwas tut man nicht!
Ab jetzt spielt das Schiff die Hauptrolle und die Passagiere fiebern dem Ablege-Manöver entgegen. 20 Uhr – die Maschine vibriert etwas, die Seitenruder setzen sich in Bewegung. Die Festmoker haben Feierabend, jetzt geht es raus auf See.
An einem Winkenden auf dem mittlerweile weißen Strandkai vorbei, gleiten wir majestätisch weiter Richtung Elphilharmonie. Vor den hell erleuchteten Fens-tern stehen Menschen und win-ken – wie sympathisch! Da plötz-lich ein, zwei, nein – drei blaue ehemalige Blue Goals Röhren bewegen sich rhythmisch, eine Performance bei der eine Chore-ografie erkennbar ist. Auf dem Deck höre ich nichts, aber viel-leicht schwingen die Kreativen zu „Junge komm bald wieder“? Das Ehepaar aus Neuseeland zu links findet diese Farewell Party „wonderful“ und als jetzt auch noch ein Feuerwerkskörper in den HafenCity-Himmel steigt, ist der Jubel auch bei den Gästen rechts aus der Steiermark nicht mehr zu bremsen. Mein Hamburg! Meine HafenCity!
Der Abschiedsschmerz wird bald verdrängt von Neugier auf das was uns hinter der Elbmündung erwartet. Normale Seefahrerro-mantik, seit Jahrhunderten gelebt. Dicke Pötte, Sehnsucht nach fernen Ländern, Bullaugen, Schiffshörner – so wie wir es jeden Tag beobachten können. Einmal will man mit… Später im Ärmelkanal winke ich noch einem Bekannten aus der Nach-barschaft zu: eine „Grande“ von der „Grimaldi Lines“ schippert in Sichtweite Richtung HafenCity. Erste Kreuzfahrer-Lektion: Winken!